Dieses Projekt wäre ohne den Anstoß von Norbert Kaatz im Jahr 2011 nicht zustande gekommen.
Norbert hat die Idee und den Grundstock für die Datenbank gelegt. Mitarbeiter des Historischen Marinearchivs haben das Projekt, das viele Jahre lang verborgen vor der Öffentlichkeit dahinschlummerte, im Herbst 2020 zur Veröffentlichungsreife gebracht und publiziert.
Die Idee zu dieser Datenbank beruht wohl auf der Suche Norberts nach „seinem“ Schiff und dessen (weiteren) Lebenslauf, eine Frage, die sich viele ehemalige Besatzungsmitglieder stellen. Voraus gegangene Datenbankprojekte im Historischen Marinearchiv (angefangen mit Luftwaffenfahrzeugen und Landungsfahrzeugen) haben ihm sicherlich auch die Potentiale einer großen Online-Datenbank aufgezeigt. Dazu die Diskussionsmöglichkeit im Forum, das Kennenlernen von Shiplovern mit ähnlicher Gesinnung, die Wiederbegegnung mit Crewkameraden – auch dies gehört zu unserer Plattform.
Die Datensammlung der Minenabwehrfahrzeuge beinhaltet die sechs Entwicklungs- und Einsatzphasen der deutschen Minensuchverbände:
Abgesehen von der Minensperre des Artillerieoffiziers Werner von Siemens im Krieg gegen Dänemark 1848 trat die Seemine in der Kaiserlichen Marine erstmals mit Beschaffung der C/77 (Konstruktionsjahr 1877) in Erscheinung. Sie war vor allem für die Küstenverteidigung geeignet. In größerer Zahl trat die Seemine (damals noch als „Torpedo“ bezeichnet) im amerikanischen Sezessionskrieg (1861-1865) bei der Verteidigung von Südstaaten-Häfen in Erscheinung.
Als der Mineneinsatz beider Gegner im Russisch-Japanischen Krieg 1904-1905 einen ersten Höhepunkt erlebte und durch den Verlust mehrerer Schlachtschiffe schlagartig die Möglichkeiten und Gefahren dieser Waffe aufzeigte, wurde dieser Entwicklung noch im Jahre 1905 durch die Einrichtung einer Minenkompanie, später Minenabteilung (Juni 1907), in Cuxhaven Rechnung getragen. Dort wurden Mannschaften für den Minen- und Minensuchdienst ausgebildet.
Eine Gruppe von sechs kleinen alten Torpedobooten bildete die erste Minensuchdivision, die mit primitiver Ausrüstung die ersten Erfahrungen im Minensuchen und -räumen sammelte. 1910 bestand die Minenabteilung bereits aus 810 Mann, 24 ehemaligen Torpedobooten als Minensuchern und aus mehreren Hilfsfahrzeugen.
Vor 1914 stand die Entwicklung von Minensuchbooten ganz am Rande der Flottenrüstung, trotz der im Russisch-Japanischen Krieg gemachten Erfahrungen. In Deutschland fasste man alte Torpedoboote zu Minensuchdivisionen zusammen, die bei Kriegsausbruch durch Hilfsschiffe (Schlepper, Fischdampfer) ergänzt werden sollten. Die kleinen Torpedoboote werden in der Datenbank der Epoche I (Vorkriegsentwicklung) zugeordnet.
Schon die ersten Monate des 1. Weltkrieges machten einen Ausbau und die Neuausrichtung der Minensuchverbände notwendig. Neben der I., II. und III. Minensuchdivision mit mehr als 40 Fahrzeugen wurden auch Hilfsminensuchdivisionen mit jeweils sechs bis acht Booten aufgestellt. Darüber hinaus wurden Sperrbrechergruppen gebildet.
Die ersten feindlichen Minen, mit denen die Kaiserliche Marine zu tun bekam, waren russische, die im Winter 1914/15 von Schiffen der Baltischen Flotte vor der pommerschen und ostpreußischen Küste gelegt wurden. Schon vorher jedoch wurden ihr die Wirksamkeit der Minenwaffe und die Risiken ihres Einsatzes drastisch vor Augen geführt, als der Panzerkreuzer "Yorck" am 4. November 1914 auf der Jade, sozusagen "vor der eigenen Haustür", auf eigenen Minen mit hohen Personalverlusten im Nebel verlorenging. Im Januar 1915 wurden vor der Amrumbank englische Minensperren festgestellt. Im selben Jahr kamen die ersten originären (Hochsee-) M-Boote in den Fronteinsatz. Die Minensucher M 1 bis M 6 hatten eine Größe von 425 Tonnen. Diese „Flottenboote“ wurden in mehreren Stufen weiter vergrößert. Darüber hinaus wurde ein „flachgehendes“ Minensuchboot (Größe 200 Tonnen) für den Minensuchdienst in Küstennähe entwickelt, das sich auf Grund schlechter Seeeigenschaften allerdings nicht bewährte und so gut wie überhaupt nicht zum Einsatz kam. Daneben gab es noch die F-Boote, „flachgehende“ Räumboote von 20 Tonnen. 1915 erfolgte auch der erste Einsatz von Dampfern als Räumboots(mutter)schiffe bei der Hilfsminensuchdivision Swinemünde. Diese Mutterschiffe transportierten jeweils 12 Räumpinassen zu ihrem Einsatz in küstennahen, strömungsarmen Gewässern.
Eine Bewährungsprobe hatten die Minensucher der Ostsee im August 1915 zu bestehen, als sie zur Unterstützung des Heeres die russischen Sperren in die Bucht von Riga durchbrechen sollten. Bei dieser Operation gab es die ersten größeren Verluste bei den Minensuchern. In der südlichen Nordsee, dem sogenannten „Nassen Dreieck“, und vor der flandrischen Küste musste ein verhältnismäßig enger Raum gegen eine immer intensiver werdende Minenoffensive behauptet werden. Dafür standen an Fahrzeugen zunächst lediglich 33 alte Torpedoboote zu Verfügung. Später kamen die M-Boote sowie einige „Große Torpedoboote“ der Typen 1898, 1906 und 1911 zum Einsatz. Die Gesamtanzahl der eingesetzten Fahrzeuge zur Minenbekämpfung stieg bis auf 400 Einheiten. In der Masse allerdings trugen umgebaute Fischdampfer, die auch die größte Seetüchtigkeit besaßen, die Last der Minenabwehr.
An Geräten standen den ersten Minensuchern schweres und leichtes Suchgeschirr zur Verfügung, das waren Leinen, die von zwei oder mehr nebeneinander fahrenden Booten geschleppt wurden und die Ankertaue zerschnitten, so dass die Minen auftauchten und vernichtet werden konnten. Für das Abschießen der Minen waren die Räumboote mit geringerer Seitenhöhe besser geeignet. Oft schnitten die Leinen die Minen nicht ab, sondern rissen sie ab oder trieb sie im Schleppgang zusammen, so dass sie sich gegenseitig zur Detonation brachten. Geschnittene Minen trieben nicht selten davon, ohne zu detonieren.
Schon sehr bald nach Beginn des „Uneingeschränkten U-Boot-Krieges“ am 1.2.1917 intensivierten die Briten ihre Minentätigkeit. Im März und April wurden bereits zwei Sperren mit jeweils 1000 Minen geworfen, im gesamten Jahr waren es 15.682 Minen. Ab Herbst 1917 wurde die „Qualität“ der Minenoffensive verbessert: Es wurden im Allgemeinen weniger Minen gelegt, aber dafür viele kleine Felder direkt in die Wege, die deutsche Minensucher gerade freigeräumt hatten, so dass diese oft schon am nächsten Tag dort wieder Minen vorfanden.
Diese Strategie wurde möglich, da es den Briten (Room 40) gelungen war, den deutschen Funkverkehr abzuhören und zu dechiffrieren. Die immer dichtere Verminung des "Nassen Dreiecks" führte im Sommer 1918 schließlich zu einer Situation, der die deutschen Minensuchkräfte zunehmend hilflos gegenüberstanden.
Bei Kriegsende erlitten die deutschen Seeverbände die ersten Verluste durch eine neue Minenart, die Grundmine mit Magnetzünder. Die Revolutionsphase im Herbst 1918 ging auch an den Minensuchern nicht spurlos vorbei, es gab Unruhen und Streiks, aber die Minensucher fuhren mit „loyalen“ Besatzungen weiter.
Ab 1919 wies der Versailler Vertrags im Artikel 192 der deutschen Marine das Räumen aller Minensperren in der Nordsee östlich von 4 Grad Ost zu. Dafür durften "über-etatmäßige" Minensuchkräfte in Dienst gehalten werden, deren Stärke alliierter Kontrolle unterlag. Diese Aufgabe stellte eine „Hauptbeschäftigung“ der Vorläufigen Reichsmarine in den Jahren 1919 und 1920 dar. Zum Räumen wurden auch A-Boote (Flandern-Torpedoboote) eingesetzt, die eigentlich als Küstenschutzboote konstruiert worden waren. Inwieweit diese Einsätze auch in der „Reichsmarine“ (so bezeichnet seit dem 1.1.1921) noch fortgesetzt wurden, konnten wir nicht feststellen. Allein im Verlauf des Jahres 1921 stellte die Reichsmarine mehr als 30 Minensuchboote außer Dienst. Sie wurden an andere Staaten oder Privatleute verkauft. Weitere M-Boote wurden zu Versuchs- und Hilfsschiffen, z.B. Tendern, umgebaut.
Mehr als 30 Minensucher der Epoche II fanden auch in der Kriegsmarine noch eine Verwendung. Das waren die kohlebetriebenen Minensucher, die ab 1941 500er-Nummern erhielten. Die in den 1930er gebauten Hochseeminensucher der Kriegsmarine hatten zuerst eine Verdrängung von 700 Tonnen und Ölfeuerung, erwiesen sich aber in ihrer Konstruktion als zu aufwendig. Der vereinfachte Typ 40, von dem fast 150 Einheiten gebaut wurden, hatte wieder eine Kohlefeuerung, und konnte auch auf kleinen, einfach ausgestatteten Werften entstehen.
Die gleichzeitig entwickelten, mit Dieselmotoren betriebenen Minenräumboote, von denen nahezu 300 gebaut wurden, erwiesen sich als sehr gelungener Typ, der sich in Einsatzgebieten vom Nordmeer bis zum Mittelmeer und Schwarzen Meer auch im Geleitdienst bewährte. Doch bildeten auch in diesem Krieg Fischereifahrzeuge, die im Deutschen Reich und in allen besetzten Ländern dafür requiriert wurden, mehr als die Hälfte der Minensuchverbände.
Die Verfahren zum Suchen und Räumen waren verbessert worden, die Minen aber auch, sie waren immer schwieriger zu bekämpfen. Neue Geräte wurden daher eingesetzt, das Scherdrachengerät und Otter-Räumgerät für alleinfahrende Suchboote, Geräuschbojen und Knallkörper zur Bekämpfung akustischer Minen, Magneteigenschutz und Fernräumgeräte zur Bekämpfung von Magnetminen.
Auch im 2. Weltkrieg schränkte die britische Verminung der Küstengewässer, die nun hauptsächlich aus der Luft erfolgte (ab 1942 im Durchschnitt 1000 Minen pro Monat), und die im Verlauf des Krieges bis in die mittlere Ostsee ausgedehnt wurde, die Bewegungsfähigkeit der deutschen Kriegs- und Handelsschiffe mehr und mehr ein. Sie führte zum Verlust vieler für die deutsche Kriegswirtschaft wichtiger, mit Eisenerz beladener Frachter. Dennoch ist die Arbeit der deutschen Minensucher, die die Verkehrswege immer wieder freiräumten, insgesamt als erfolgreich zu bewerten.
Nach Kriegsende wiederholten sich die Ereignisse vom Ende des Ersten Weltkrieges: Um die europäischen Gewässer von Minen zu räumen, wurde eine Internationale Minensuchorganisation gebildet. Aufgrund der Waffenstillstandbedingungen hatte Deutschland die Minen in Nord- und Ostsee mit eigenem Personal und Fahrzeugen der ehemaligen Kriegsmarine zu beseitigen. Insgesamt verfügte das Mine Clearance Board über 1600 Fahrzeuge, darunter 400 deutsche Boote mit 16.000 Mann. Sie wurden unter der Bezeichnung „German Mine/Sweeping Administration“ (GM/SA), später im Minenräumverband Cuxhaven und als US Labor Service Unit „B“ eingesetzt. Viele der Fahrzeuge, soweit sie nicht in Verlust geraten waren, fuhren nach dem Kriegsende noch in den Flotten der Siegermächte. Einige konnten später auch wieder von der Bundesmarine zurückgekauft werden, und die Angehörigen der Minenräumverbände stellten einen personellen Grundstock der Bundesmarine
Die Bundesmarine stellte ihre ersten Minensuchgeschwader mit M- (Klasse 319) und R-Booten (Klasse 359) auf, die sie von den Alliierten zurück kaufen konnte. Die R-Boote wurden zu Schnellen Minensuchbooten (SMS) aufgewertet. Nach Vorbild der letzten Räumboots-Klasse der Kriegsmarine baute die renommierte Bootswerft Abeking und Rasmussen ab 1957 die Schütze-Klasse (Klasse 340/341). Es folgten Küstenminensuchboote der Lindau-Klasse (Klasse 320) nach Vorbild des US-Typs „Bluebird“. Die als Lückenfüller beschafften 6 Minensuchboote des franz. Typs „Mercure“ (Klasse 321) wurden schon nach wenigen Jahren an die Türkei abgegeben. Aus den Küstenwachbooten der Ariadne- und Frauenlob-Klasse wurden ab 1968 Binnenminensuchboote (Klasse 393/394) mit einer Verdrängung von 200 Tonnen (vergleiche mit den Küstenbooten der Kaiserlichen Marine).
Seit den 1970er Jahren entwickelte sich die Minenabwehr immer mehr zu Minenjagd. Während früher Massenvernichtungsmittel eingesetzt werden konnten, muss jetzt wegen der außerordentlichen Verfeinerung der Systeme Jagd auf die einzelne Mine gemacht werden. Daher wurden zwölf Küstenminensuchboote der Lindau-Klasse ab 1970 im Zuge der Modernisierung der Minenabwehrsysteme zu Minenjagdbooten der Klasse 331 mit Minenjagd-Drohnen des Typs PAP-104 umgebaut. Eine besondere Eigenentwicklung war in diesem Zusammenhang das System „Troika“, mit dem das von den Sperrbrechern bekannte Verfahren des „Simulations-Räumens“ wiederaufgenommen wurde und für das 6 ehem. KM-Boote zu Lenkbooten mit je 3 Drohnen („Hohlstäben“) des Typs SEEHUND umgebaut wurden. Als letzte deutsche Minensucher der Bundesmarine sind die ab 1986 vom Werftenverbund Abeking, Luerssen und Kröger gebauten zehn Minenkampfboote des Typs „Hameln“ (Klasse 343) zu betrachten.
Auch die DDR begann nach dem Krieg mit der Nutzung von R-Booten. Ab 1952 entwickelte man Minenräumkräfte aus eigenen Schiffsneubauten. Während anfänglich noch eine deutliche Zweiteilung zwischen Hochseebooten der Klasse „Habicht“ (510 Tonnen) bzw. „Krake“ (650 Tonnen) und Küstenfahrzeugen der Klasse „Schwalbe“ (83 Tonnen) erkennbar war, wurde ab 1966 mit dem Projekt „Kondor“ (350 Tonnen) eine Art Einheitsfahrzeug angestrebt. Sechs Fahrzeuge der Klasse „Kondor-II“ fuhren als Erprobungsfahrzeuge noch bis 1991 bzw. 1993 bei der Deutschen Marine. Die acht an die indonesische Marine abgegebenen „Kondor-II“ waren im Januar 2021 noch im Einsatz.
Eine besondere Herausforderung stellte im Frühjahr 1991 der Einsatz des „Minenabwehrverbands Südflanke“ dar, bei dem nach Ende des Kuwait-Kriegs im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit (und erstmals seit Bestehen der Bundesmarine) im Persischen Golf scharfe Minen geräumt wurden. Der Umgang mit scharfen Minen wird fortgesetzt durch die Operation OPEN SPIRIT, bei der seit 2014 im Rahmen einer „Partnership for Peace“ in jedem Jahr aus der Weltkriegszeit stammende Minen vor den baltischen Küsten geräumt werden.
Seit 1992 wurden zwölf Minenjagdboote des Typs „Frankenthal“ (Klasse 332) mit 450 Tonnen in Dienst gestellt. Die Boote wurden mit der Unterwasserdrohne PINGUIN, ab 2005 mit der Drohne SEEFUCHS ausgerüstet. Die zehn Minenkampfboote der „Hameln“-Klasse wurden nach Ende des „Kalten Krieges“ zu Minenjagdbooten bzw. zu Fernlenkbooten für das „Troika“-System umgebaut, um die veralteten Boote der „Lindau“-Klasse zu ersetzen.
Das Projekt „Minenjagd 2000“ mit den SWATH-Plattformen SEEPFERD hingegen fiel den Kürzungen im Wehretat zum Opfer. Seit nunmehr 15 Jahren herrscht daher Stillstand, und damit geht eine Kernfähigkeit der deutschen Marine allmählich verloren.
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