Von Albertus
Ein erfolgreiches Seemannsleben zeichnet Wilhelm Behr aus Geversdorf an der Oste aus. Sein Name stand eng im Zusammenhang mit der Schiffbarmachung des Suez- kanals nach dem 2. Weltkrieg. Es war das Jahr 1956, als die Welt besorgt genau dorthin schaute, zum Suezkanal.
Ganz plötzlich wurde die wichtigste Wasserstraße zum Weltproblem. Ägypten beanspruchte die Kanalrechte für sich. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, sperrte Ägypten die Durchfahrt durch den Kanal, mithilfe Versenkungen allerlei Hindernisse und durch Sprengung verschiedener Brücken.
Kapitän Wilhelm Behr, seit 1943 Kommandant des Hebeschiffes »Ausdauer« wurde der Mann der Taten. Seine praktischen Erfahrungen als Kapitän auf dem Hebeschiff »Griep« (1920 -1941) befähigten ihn die zwei jährige Bauaufsicht der Hebeschiffe »Energie und Ausdauer« auf der Bremerhavener Werft zu übernehmen.
Gemeint sind die Kraftprotze der Bugsier Reederei, Hamburg, bei der Behr seit 1919 als Bergungsfachmann tätig war.
Während des Krieges befand sich Behr in äußerst gefahrvollen Bergungseinsätzen. Seine schwierigste Bergung war nach eigener Aussage die Hebungen in Gotenhafen und Hela im Jahre 1952. Es galt den 1942 gesunkenen 9000 Tonnen großen Lloyd Dampfer »Donau«. Das gesunkene Schiff hatte viele tausend Tonnen Kriegsmaterialien an Bord. Alle internationalen Bergungsgesellschaften hatten eine Bergung als aussichtslos abgelehnt. »Energie und Ausdauer« schafften den riskanten Kraftakt.
Wo es brenzlige Situationen auf den Weltmeeren gab, war Kapitän Behr zur Stelle. Mit scharfem Blick und stoischer Ruhe traf er seine Entscheidungen, ohne zu zögern gab er seine Befehle.
Doch nun zum Einsatz im Suezkanal 1956: die Bergung des gekenterten Schleppers »Fairplay I« in Cuxhaven lag nur kurze Zeit zurück.
Behrs Ehefrau Meta sah den anstehenden Einsatz im Suez Kanal mit großer Sorge. Letztendlich fand sie sich mit dem Los aller Seemannsfrauen ab und ließ ihren Mann ohne Zaudern ziehen. Noch ahnte sie nicht, dass die verworrene Situation am Suez anfangs einen Briefverkehr unmöglich machte.
Als später der erste Brief mit bunten Briefmarken des Kapitäns zu Hause eintraf, war die Freude groß. Aus der aussagekräftigen Post (die dem Gev. Museum im Original vorliegt) erfuhren Familie und Freunde, dass man nach dem Eintreffen in Port Said sofort mit der Arbeit begann.«.
Wohlweißlich verschwieg Behr in seinen Briefen die Brisanz seiner Tätigkeit, er schrieb nur von den positiven Erlebnissen.
So erzählte er, das die Seeleute Gelegenheit hatten sich Land, Leute und historische Stätten anzusehen. Kapitän Behr veranschaulichte den Daheimgebliebenen den Besuch des Prunkschlosses von König Faruk. Er schrieb von den gewaltigen Pyramiden, der Sphinx und dem fremdartigen Ambiente der Umgebung. Die Lautlosigkeit der Wüste habe tiefe Eindrücke bei den deutschen Seeleuten hinterlassen.
Vor Ort galt es zuerst das Hafenbecken frei zu machen, in dem man einen versenkten Bagger hob. Es folgten 44 weitere Wracks, darunter das Zementschiff »Akka« und der ägyptische Zerstörer »Abukir«.
Nach erfolgreicher Hebung hatte man festgestellt, dass das Schiff mit Wasserbomben und Explosivmunition vollgepackt war. Selbst die Bordkanonen waren geladen und nicht gesichert. Diese Tatsache ließ die Bergungsleute auch im Nachhinein erschaudern.
Das Abschleppen des Zerstörers in den großen Bittersee wurde ein Triumphzug für die deutsche Crew. Das Ufer war von Beifall klatschenden Menschen gesäumt. Im Hafen von Suez grüßten alle Schiffe mit ihren Sirenen.
Die Trossen ächzten unter der ungeheuerlichen Belastung...
Matrosen horchten nervös auf jedes Geräusch.
Endlich hatten die Pumpen 3 Millionen Liter Wasser aus den Tanks der »Energie und Ausdauer« gelenzt.
Die »Akaa« war soweit gehoben, dass die Aufbauten aus dem Wasser ragten.
Die Schlepper Hermes und Wotan drehten nun die beiden verbundenen Hebeschiffe in Fahrtrichtung (links). Die letzte Reise der »Akaa« begann (rechts)...
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Goodby Suez-Kanal - AHOI heimatliche Gefilde
Am 13.5.1957 passiert die »Ausdauer« den Hafen von Waltershof. Winkende Menschen säumen das Ufer, freuen sich mit den seemännischen Heimkehrern. An der Kommandospitze
Kapitän Wilhelm Behr, der ein Jahr später in wohlverdienter Rente ging.
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