Tagebuch Ladogasee

Aufzeichnungen des Flak Soldaten Friedel Strausburger der 1942 auf einer Siebelfähre auf dem Ladogasee eingesetzt war.

Transponiert von O. Heinemeyer




Anmerkung:
O. Heinemeyer hat versucht die Reinschrift möglichst vollständig aufzuschreiben. Dennoch fehlen vereinzelt Worte oder Wortfragmente, die nicht entziffert werden konnten.
Ebenfalls wurden die Datums- und Uhrzeitformate vereinheitlicht und bereinigt sowie viele der Abkürzungen ausgeschrieben.
Für die aus der Handschrift transponierten Ortsnamen kann keine Garantie übernommen werden. Wir haben dennoch versucht einige Orte mit Hilfe heutiger Technik in eine Karte einzutragen.
Anmerkungen unsererseits sind farblich gekennzeichnet.



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Seite 1

01.09.1939

Am 10.01.1940 Einberufung Luftwaffen Baukompanie 511/VI nach Wesel - Gemeindehaus. Am 28.01. Vereidigung auf die Schnell - Weise. Baueinsatz auf Fliegerhorsten und Flakstellungen bis April 1940.
April 40 Versetzung zur Flak Abt. 442 (Stab) in Osnabrück/Emsland.
Ausbildung als Flak Artillerist bis zum 08.05.
Versetzung zur 1./442 Oberleutnant Beck, Geschütz Caesar Unteroffizier Buschmann, Pfingstmontag, 12.05. Ausrücken von Osnabrück zum Niederrhein bis Gr...
Von dort nachts gegen 22.30 Einmarsch nach Holland. Am 14.05. in Rotterdam, 15.05. Stellung in Charlois I. 21.05. Stellungswechsel zum Waalhafen. Juni 1940 dort 1. Abschuss einer Vickers Wellington nachts im Scheinwerfer.
Juni Stellungswechsel nach Kethel bei Schiedam. Von hier Besuche nach Haag und Scheveningen. In Kethel dauernde Nachts - Feuerbereitschaft von 22.00 - 04.30 Nachts Streifendienst Richtung Schiedam. Sept - Okt 1940 Stellungswechsel nach Amsterdam Schiphol, Fliegerhorst. Von dort zum Schiessen nach Harderwijk am Zuidersee. Tödlicher Unfall von Hans Jürissen aus Oberhausen. Zurück nach Amsterdam - Ost am Ajax Stadion.
Dort überwintert. Weihnachten 1940 zum Gefreiten befördert.


Seite 2

Mit V. ... in Kantine gefeiert. Okt. 1940 kam ich zur BI Kom. Gerät Schiessen mit Fu MG, die damals noch zur Luftnachrichtentruppe gehörte. Jan. 1941 erster Besuch von Vater in Schipol. Ende Jan. Zurück nach Rotterdam - Charlois II.
Febr. 41 Sondereinsatz zum Kanal (Hoek van Holland) Durchmarsch der schweren See- Streitkräfte Scharnhorst, Gneisenau und Prinz Eugen durch den Kanal in deutsche Häfen. Übernahme Flakschutz und Seezielbeschuß. 1 toter englischer Flieger angeschwemmt, vermutlich Abschuß einer Hampden.
Im März wieder Stellung Charlois II. Ruhige Zeit in der sich ObLtn. Beck ganz der Batterie widmet. Im Juli scheidet Beck aus und kommt nach Berlin. Sein Nachfolger wird Ltn. Dirks von der 3. Battr.
Im Febr. 1942 zum Obergefr. befördert. Vergangenen Winter - Ausbildungszeit - Unsere Abschüsse haben sich auf 5 erhöht.
Am 08.05.1942 werde ich zum Offiziers Anwärter Auswahllehrgang nach Chatres bei Paris geschickt. Er dauert 2 Monate bis zum 05.07.1942. Ergebnis: wird nicht als Auswahllehrgang anerkannt, sondern nur als Unteroffizierslaufbahn. Die Einheit liegt in Vlissingen und wird umgeschult auf Siebel Fähre zum Einsatz auf dem Ladoga See.


Seite 3

Schwere Fähre: 2 Bug 8,8 + 1 Heck 8,8, rechts und vor Brücke je 1-2cm
leichte Fähre: 2 cm Vierlinge und auf dem Turm 1-3,7

Mitte Juli 42 ab nach Finnland: Ab Vlissingen quer durch Deutschland, Ostpreussen, baltischen Randstaaten nach Reval. Dort Verladen auf "Porto Alegre" nach Helsinki. Hier Ausladen und wieder Verladen per Bahn nach 17.07. Huhanmäki. Dort Ankunft August 1942.
Wunderbar hier, Wälder und Seen. Nachts kaum dunkel. Huhanmäki in finnische Kasernen, Fähren werden in Ladenpohja zusammengebaut. Viel Freizeit. Abends meistens am See mit Friedrich Steppke und Max, Lea Aniki und Evi.

Mitte August Armierung der Fähren, die 1/442 stellt die Besatzung der P21, Stabsfähre II. Kampfgruppe. Anschließend Übungsfahrten auf Zielinsel und Scharfschießen. Bin am 1. Buggeschütz bei Volling stellvertretender Geschützführer Besichtigung durch Mannerheim.



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Auftrag d. Flottille: Störung


Seite 4

des Nachschubweges nach Leningrad über den Ladogasee (Leningrad von Land eingeschlossen)

Nach 1. Feindfahrt Stellungswechsel nach Käkisalmi (II. Kampfgruppe).

I. Kampfgruppe Sortalahti. Russische Luftangriff auf 1. Kampfgruppe 20 Gefallene. 4 Feindfahrten mit dreimaliger Feindberührung, Seegefechte. P21 versenkt in langen Abständen 2 russ. Kanonenboote im Taggefecht. 1 Frachter von ca. 1500 to wird im Nachtgefecht schwer angeschlagen. Wm. Eller als Geschützführer abgesetzt und auf Feindfahrt die Kanonen übernommen.

Am 22.10.1942 um 16:30 startet unser letzter Einsatz gegen SUHO. Suho ist eine Insel des Nachschubs nach Leningrad. Am 23.10. gegen 05.30, 6 km vor Suho. Im anlaufenden Gefecht, aus allen Rohren feuernd mit A.Z. und P.Z. auf Suho los. Auf der Insel brennt bald Funkstelle und Leuchtturm. Naturfelsinsel. Die Insel liegt unter Beschuss von 12 8,8 Rohren. Nur geringes Gegenfeuer. Ab 2 km Feuer einstellen und die Leichten können vorstoßen. Liegen im Beschuss russischer Landbatterie Entfernung zur russischen Küste ca. 20 sm. Die leichten Fähren P13, 14, 22 hängen fest.


Seite 5

Stoßtrupp auf die Insel mit I-Booten. Alle verwundet unter ihnen Friedrich. Auftauchen russischer Maschinen aus allen Richtungen, ebenso Schnell- und Yachtboote. Es ist 08:00 Uhr, der Höhepunkt ist erreicht, laufende Gefechte gegen die Meute von kleinen Boote, die sich nicht aus unserer Reichweite halten. 7 Flugzeuge im Flakfeuer abgeschossen. 6 - 8 Boote versenkt.

P 10 + 14 müssen nach Übernahme [der Besatzung] versenkt werden. P 22 Volltreffer mittschiffs. Viele Ausfälle (W. Hennen l und verwundet). Unsere tapfere P21 erhält Unterwassertreffer in Ponton und läuft voll. Auslenzen hat kaum noch Zweck. Das Absacken nach vorn merken wir nicht, da wir laufend in die Gefechte verwickelt sind. Wir machen nur noch wenig Fahrt, da die Schrauben z.T. schon aus dem Wasser schauen und die Fähre vorn am Bug absackt. Die Funkbude muss aufgegeben werden. Der übrige Verband hat sich von uns abgesetzt und wir trotten langsam hinterher und liegen im Beschuss der Land Batterie. Die Schüsse liegen hinter uns in unserem Kielwasser. Wir sind schwer angeschlagen.


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Mtm. Dirks schießt laufend "rot". Aber es scheint keiner umkehren zu wollen um uns zu holen. Wir sind aufgegeben!
P23 unsere Schwesterfähre dreht auf uns zu und lenzt uns aus eigenem Entschluss.
Dies ist unsere Rettung!, sonst wären wir alle abgesoffen. Es ist nun ungefähr 12:00 Uhr und nach L? maligen Anlegen der Fähren wird die Besatzung von P21 auf P23 übernommen.
P21 erhält Fangschüsse und sehen sie am Horizont langsam verschwinden. Die P21 unsere tapfere Fähre ist nicht mehr! Abgekämpft, müde, alles verloren sind wir auf der P23 und teilen die letzten lang entbehrten Zigaretten. Ein Bild, was jeden ergreift. Mancher hat etwas retten können. Ich habe meine 2 Decken, Waschzeug und 25 R6 aus dem letzten Päckchen mit nehmen können. Nachmittags um 17:00 Uhr überschreiten wir die ehemalige russische Grenze im Ladoga See.
Es ist der 23.10. Ein Tag, den man so leicht nicht vergessen kann. Am 24.10. nachts gegen 02:30 kommen wir nach Kurkijoki zum alten Anlegeplatz, der nun leer und verwaist daliegt, denn seine P21 ruht im Ladoga See.



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Anmerkung:
Der Tagebuch Autor schildert hier das Unternehmen "Brasil". Den Angriff deutscher Kräfte auf die Seeinsel "Suho".
Die Karte zeigt den Ladogasee mit zwei eingezeichneten Kreuzen.
Eines davon ist mit "Suho" gekennzeichnet. Die Position des Kreuzes für die Insel ist jedoch falsch. In Wahrheit ist die Insel etwa südlich des "g" von "Innerer Nachschubweg". Das zweite Kreuz markiert vermutlich die angenommene Untergangsposition von SF 21.



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Seite 7

Unter einem 3 maligen Hurra der 23iger Besatzung gehen die 21iger an Land und versuchen zu ruhen, die meisten aber schreiben wohl nach Hause und berichten von einer wundervollen Rettung - unter ihnen hier auch ich! -
Nach einigen Tagen Stellungswechsel nach Ladenpohja, von dort aus zurück nach Hilanmäki. Wiedersehen mit Lea! die später nach A???mis versetzt wird. Mitte November Verladen nach Helsinki.
Dort Ausgang trotz Verbot der deutschen Stäbe. Auf Frachter nach Reval. Unser Traum nach Deutschland zu kommen erfüllt sich nicht. Wir übernehmen die Waffen und Geschütze einer anderen Batterie und kommen nach Russland zum Nordabschnitt. Per Bahn über Waller [vermutlich heute Wallamaja, Estland] nach Luga [vermutlich heute Luga, Oblast Leningrad, Russland]. Dort Station bis Anfang Dezember. Am 05.12.1942 Fahrt frontwärts nach Tschudowo am Wolchers A.d.W. [möglicherweise an der Wolchow] Übernehme Geschütz Dora. Kein Eingreifen in Erdkämpfe. Rege Flugtätigkeit.
Um 14:00 ist es bereits finster! Die große Bunkerkameradschaft kommt auf. Eisige Temperaturen bis -30°. Im Verlauf des Dezember Stellungswechsel über Babino (Feldbahn -Volchow ...) nach Bersosik, 2 km hinter der Haupt Kampf Linie im Bereich der Russischen Artillerie.


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Am hl. Abend 1942 liegt die Stellung unter russischem Beschuss ohne Ausfälle. Schöne Weihnachtsfeier im Bunker Dora. Hasselbach, Porz, Klusig, Lewandowski,Steinhaus - sind meine Bedienung. Kufer und .. sind in Heimaturlaub. Sylvester noch in Bunker. Iwan versucht in den letzten Tagen des alten Jahres in den Besitz der Feldbahn zu kommen. Wurde abgewiesen. Mit Chef öfter unterwegs auf Suche nach Panzerstellungen im Kasten - Wald. Im Jan. 1943 nach kurzem Stellungswechsel nach Babino, Ausladen Felddivision, und dann zurück nach Berososiks nach Irrsa (Brückenkopf Kirischi) Dort Stellung. Öfter unter Artillerie Beschuss. Keine Ausfälle. Steppke hat ungeheures Schwein, 1 m neben ihm krepiert russisches Geschoß. S'fra. li. (Schulterfraktur links) Starke feindliche Lufttätigkeit.
In Schapki-Lipki und Mga ist die Hölle los! Stellungswechsel nach Lipki, über Batino und Ljuban, ohne Aufenthalt sofort nach Mga, wo uns nachts ein toller Zauber empfängt Stalinorgel und brüllende Kuh (Nebelwerfer).


Seite 9

Stellung im Bereich der russischen Waffen, aber nicht einzusehen. Unsere Abschüsse haben sich auf 17 erhöht. Von Mga aus mit Dora zum Panzerbeschuss umgezogen. Am Balser Weg kurz vor uns der Iwan (ca. 800m) Der Frühling kommt langsam und wenn der Schnee taut sieht man die Leichen der gefallenen Kameraden und Russen herauskommen. Der Iwan kann uns einsehen. Kommen nicht zum Schuss. Vorfeld schon zu aufgeweicht und schlammig. Bei Eintritt der Dunkelheit bekommen wir Verpflegung. (Untergruppe Bulla) Nach 14 Tagen morgens 02:30 Ablösung. Batterie macht nach einer Frontbegradigung zur Sinjawino Stellungswechsel nach Krasnoje Selo (Ruhestellung). Nach Wochen können wir uns mal wieder waschen und pflegen. Am 01.03.1943 zum Unteroffizier befördert. Leningrad liegt vor uns. Eine wunderschöne Nacht. Über dem Häusermeer ragt nun die Kuppel der Kathedrale. Nach 8 Tagen verladen nach Dno. Wir gehören zur 6. Flakdivision, Gen.lt Anton.
[Oberst Werner Anton wurde am 01. Feb. 1943 Kommandeur der 6. Flak-Division.]



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Seite 10

Von Dnr aus Rückleitung nach Loknia. laufen in Tschischacheno auf eine Partisanen Mine, die keinen Personenschaden anrichtet. Kurze Zeit nur in Loknia. Stellungswechsel nach Pleskau -Süd. Dort Ankunft Mitte März. Stellungsausbau. Obrltn. Dirkes wird zum Stab der 6. Div. versetzt. An seine Stelle kommt Obrltn.Rahte. Ausbau einer Flakstellung Nähe Pleskau mit bst. O.T. Man vermutet zum Schutz des Führerhauptquartiers. Vertretungsweise übernehme ich die Geschütz Staffel. In Pleskau verlassen uns Ltn. Feldmann und Hpm. Braschmann. In Pleskau, Dienst bei einer Heimat Kriegs Einheit. Im 10. Mai 1943 fahre ich nach 15 Monaten mal wieder auf Urlaub. Zu Abwechslung einige Partisaneneinsätze im Vorgelände von Pleskau. Der Sommer und Herbst bringt uns schöne Tage. Am 22.06. russischer Luftangriff auf Pleskau. Im Juli auf Bunker-Urlaub und am 23.10. wieder Heimaturlaub. Inzwischen ist meine Bedienung mit Steppke draußen zu F.K.T. Einsatz bei Newell. Lage zwischen Nord- und Mittelabschnitt der Front.


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Kampfgruppe Majr. Koch in Idritza Jdriga. Nach Rückkehr aus dem Urlaub übernehme ich kurz vor Weihnachten meine Bedienung wieder, die südöstlich von Newell am Niwedro See liegt. FKT Chef ist Oberltn. Winter aus Kassel. Wir liegen uneingesehen ca 800 m hinter der Hauptkampflinie. Vor uns auf einem Hügel das Örtchen Logsatov. Infanteriegeplänkel und Artileriestörungsfeuer sind an der Tagesordnung. Wir sind taktisch d. Kampfgr. Jeckeln (Gen. d. Waffen SS)
[Friedrich August Jeckeln war ein deutscher SS-Obergruppenführer, General der Waffen-SS, der Polizei und Höherer SS- und Polizeiführer. Er war verantwortlich für Massenmorde an über 100.000 Menschen, u.a. bei Kamenez-Podolsk, in Babyn Jar und im Ghetto von Riga. Er wurde 1946 als Kriegsverbrecher hingerichtet.]
unterstellt und verpflegungsmäßig der Heeres Artillerie.
Am 24.12.1943 verleben wir einen ruhigen und schönen heiligen Abend in unserem gemütlichen Bunker. Die letzten Tage sind sehr ruhig und niemand ahnt, was die die erste Hälfte des Jan. uns bringen wird. Am 31.12. schieße ich indirekt auf eine Kompanie Russen, die 8 km hinter der Hauptkampflinie Fussdienst machen. Die hochgegangenen Zeitzünder zeigen ihre Wirkung!
Am 01.01.1944, 00.01 Uhr Sylvestereinschießen auf Nuredvo.


Seite 12

Wir kommen gut ins Neue Jahr. Man vermutet bei uns einen russischen Durchbruch nahe Idritza Jdriga. Bei uns wird ein Flak Schwerpunkt gegen durchbrechende Panzer gebildet und es kommt zu 2.ter FKt. Die Stellung wird verbessert und stärker ausgebaut. Das Artilleriefeuer nimmt zu und wird von Tag zu Tag stärker, und schlägt ca. 1 km hinter uns in die Wälder auf vermutete Artilleriestellungen vor uns. Die Luftwaffe fliegt ihre nächtlicher Aufklärung.
Am 12.01. setzt ein tolles russisches Artilleriefeuer ein, das um 05:30 beginnt und zwischen See und ... streut. Um 07.30 Meldung, Iwan am See durch und die Haupfkampflinie läuft auf uns zu als letzten Stützpunkt. Wir müssen halten. Wir sind nun Hauptkampflinie. Die Voraus Beobachter der Artillerie sind in unseren Gräben und funken nach hinten wegen Feuererlaubnis, die nicht kommt.
Die Pionier Kompanie wird nach vorn gezogen und liegt 400m vor uns. Panzer sind noch keine zu sehen. Etwa 400m rechts vor uns ist der Russe durch und steckt ein Dorf in Brand.



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Seite 13

Das feindl. Feuer verstärkt sich noch. Wir sind Schußfertig mit 5 Mann am Geschütz und 4 im Graben am M.G und Handgranaten. Gegen 10.00 Uhr Anrufmeldung über FW 189
[Die Focke-Wulf Fw 189 "Uhu" [A 1] war ein dreisitziges Nahaufklärungsflugzeug der deutschen Luftwaffe]
über Panzeranmarsch von 10 Wagen auf uns zu. Wir sind alle Guten Mutes und haben eine Flasche Aquavit aufgemacht, denn es ist lausig kalt. General Jeckeln ist bei uns eingetroffen und kritisiert die Lage. Bei mir ist alle klar. Habe Pz geladen und gesichert. Funkmeß richtet laufend die Straße zum See nach Logsatov mit an. Noch zeigt sich nichts. Plötzlich tauchen auf dem Hügel vor uns 3 T34 auf. Es ist ca. 11.30 Uhr. Erhalte kein feuerfrei, da die Offiziere der Meinung sind, es handelt sich um deutsche Wagen. Ein T34 ist nicht zu verkennen. Keine Ahnung! Hätte günstige Schussposition und mit je einen Schuss 1 T34 erledigt. Entfernung ca 300 m. Aber kein feuerfrei! Ich kann es nicht verstehen. 2 Wagen ziehen sich zurück und noch keiner hat uns ausgemacht da ich bis zu-(letzt (fehlt)) die Tarnung ließ.


Seite 14

Ein Wagen setzt sich vor ein Haus in Logasatov und setzt uns einen Schuss 5m vors Rohr, dass uns die hartgefrorene Erde um die Ohren fliegt. Nun wird man wach und erhalte feuerfrei. Funkmeß hatte uns gerichtet und der 1 Schuss geht drunter (hatte neues Rohr mit niedriger Grundlage) Der 2.te Schuss liegt genau im Kragen zwischen Turm und Fahrgestell. Der Turm fliegt nach hinten. Die Iwans steigen aus und sind verschwunden, ebenso die beiden anderen Wagen. Links hinter einem Hügel auf 800m Entfernung taucht der 2te 34 auf, dass ich nur das Rohr und den oberen Teil des Turms sehen kann. Wir schießen und treffen ihn nicht. Da bei ihm ein Aufblitzen genau auf uns gerichtet. Ich schrei, Haut euch hin, werfe mich zu Boden. Eine Detonation, Wimmern und dann Totenstille, selbst in diesem Augenblick die Russische Artillerie. Wir haben ausgekämpft. Volltreffer auf rechte Panzerplatte. Die ganze Seite aufgerissen.


Seite 15

K2 Hasselbach, K1 Porg und K8 Kufer tot. Himai Hiwi schwer verwundet und liegt im sterben, schwerer Bauchsplitter. Ich bin an beiden Beinen verwundet und kann nicht aufstehen. J. Brune K3 unverwundet und kann kein Wort sagen. Tüssen wird nur noch durch seine Uniform zusammengehalten und Max liegt unter mir und sein Blut trieft auf meinen weißen Anorak. Himai stöhnt und schaut mich aus seinen treuen Augen er sagt nur Herr Unteroffizier. Herr Unteroffizier ich muss sterben. Ein Bild zum heulen. Um uns ist Totenstille, als wenn die Front zu unseren Opfern schweigen würde. So starben meine besten Leute. Es wäre nicht passiert, hätte ich beim ersten Auftauchen feuerfrei bekommen. Oberleutnant Winter ist auch unverwundet. Meine Kameraden wurden auf dem Ehrenfriedhof von Jdriga beerdigt. Aber sie fanden keine Ruhe. - J. Brune schleppt mich in den Bunker und werde verbunden muss jedoch per "Boxer" sofort zum HVP Kowalki.



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Seite 16

Tetanusspritze. Nachts um 02:30 muss der HVP [Hauptverbandsplatz] geräumt werden, da der Iwan zu stark drückt und die Front aufrollt. Ich bin der einzigste im Hauptverbandsplatz der an beiden Beinen verwundet ist und nicht laufen kann. Der Stabsarzt nimmt mich mit nach hinten. Im Sanka nach Jdriga von dort aus am selben Tag, aber am 13.01. verpackt in Lazarett Zug nach Schanlen. Am 15.01. dort Ankunft. Dort mehrmaliges operieren. Himai stirbt in Schanlen. Nun sind 4 Kameraden durch den Volltreffer gestorben. Am 27.01. verlegt nach Tilsit wo ich 8 Tage bleibe. Von dort aus nach Böhmisch Ipa. Am 10.03. kann ich wieder so leidlich aufstehen und komme nach Haida. Bin dort bis Ende Mai. Dann Kurlager Putzmühle bei Dresden. Anschließend Genesungsurlaub bis 26.06. Dann zum E-Haufen Königsberg. Nach 3 Tagen Versetzung zur 14. Feldbrigade nach Oslo. Ab Aarhus (Dänemark) mit Monte Rosa.
Monte Klasse Passagierschiffe mit Monte Rosa in Wikipedia.



Seite 17

Landung in Oslo. Neue Einheit 2./265 auf Ooerlandet eine Insel beim Fjord 80 km seewärts von D. Sture Insel und Batterie. Blöder Haufen sind seit 1941 in Norwegen und scheinen mit wenigen Ausnahmen einen Koller zu haben.
Im Sept. kommandiert nach Elvenen zu FAS 50 als Ausbilder bis zum 27.10. Anschließend Bunkerurlaub nach Hamburg. Nach Rückkehr entschlossen aus Norwegen abzuhauen. Freiwillige Meldung zur Panzerjägerabteilung nach Fallingbostel. Scheide so nach 5 Jahren aus der Luftwaffe aus und gehöre nun zum Heer. Am 16.02.1945 Ankunft in Fallingbostel. Werde dort als Ausbilder ausgesucht und bleibe vorerst in Fallingbostel. Die Heimat ist schwer angeschlagen und amerikanische Bomber ziehen über uns nach Berlin, das schon von Russen bestürmt wird. Mein Chef in Fallingbostel Oberlt. Kückeberg (goldn. Verw. Abz.) Am 10.04. Ausrücken aus Fallingbostel nach Mölln in Lauenburg. Zu Fuß durch die Heide ohne Waffen. Ankunft dort nach 10-12 Tagen. Unterkunft auf Gut Waldhof (Peak u. Cloppenburg).


Seite 18

Am 02.05. Tommies in Mölln. Abends 19.00 gehen wir in Gefangenschaft. Bis Pfingsten 1945 auf Wiese bei Mölln. 26.05. Gründung A-Kamp. Werde Kd. Führer 8 in Ratzeburg beim engl. Regt. Bat RH q 119. Ende August gehe ich nach Neustadt Zur Entlassung!
Am 07.09. bin ich von der 12. US Armeegruppe entlassen worden. Habe aufgehört ein Soldat zu sein und kann den Weg in die Heimat antreten, zuerst mal nach Hamburg, wo ich am 12.09.1945 eintreffe. Köln ist fast total zerbombt und es wird noch etwas dauern bis wir wieder dort hin kommen.


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