Um 2.45 Uhr warf mich der Matrose vom Dienst aus der Koje. Schnell machte ich mich fertig und packte noch schnell die letzten Sachen in den Seesack. Dann ging es hinaus. Es war so stockdunkel, dass ich kaum die anderen Kameraden finden konnte. Im ganzen waren wir 12 Mann, die zur 2.S-Flottille kommandiert waren. Um 3.30 Uhr ging es mit unseren Seesäcken bepackt durch die Hauptwache zum Stralsunder Bahnhof. Diesen Marsch werde ich wohl so bald nicht mehr vergessen. Nur wer schon einmal einen Seesack auf dem Puckel gehabt hat, kann sich vorstellen wie wir in stockdunkler Nacht zum Bahnhof hasteten. Nach einer Stunde kamen wir schließlich an, Schweiss durchnäßt, aber froh es geschafft zu haben. Dort wurden wir dann in die schon bereitgestellten Güterwagen verladen. Zuerst waren wir darüber nicht sehr erbaut, aber auf der Fahrt zeigten sich nachher auch die Vorteile dieses „Viehtransporters“. Um 5.25 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung, Richtung Westen. Unsere Rekrutenzeit auf dem Dänholm lag hinter uns und wir fuhren mit großer Erwartung in die Zukunft.
Wir machten es uns in dem Wagen so bequem wie möglich, denn die Möglichkeit in einen Personenzug umzusteigen, war sehr gering. So ging dann die Fahrt über Rostock, Schwerin, Lüneburg, Kirchweyhe, Osnabrück, Rheine, Utrecht nach Rotterdam. Wir hatten für die Strecke 2 Tage und 2 Nächte gebraucht, denn zwischendurch wurden wir des öfteren meist recht unsanft rangiert und außerdem haben wir mehrmals stundenlang auf irgendeinen Abstellgleis gestanden. Am dritten Tage morgens früh überquerten wir die holländische Grenze. Leider war es sehr neblig sodass wir nur selten etwas von dem Land sehen konnten. Um 8.20 Uhr lief dann endlich unser Zug im Rotterdamer Hauptbahnhof ein. Wir betraten zum ersten Mal holländischen Boden. Der Aufenthalt war nur kurz, denn wir fuhren sofort weiter nach Haarlem. Wir hatten Glück, am Bahnhof in Haarlem stand ein Lastauto der 2. S-Flottille, das uns mit nach Heemstede nahm, wo sich der Stützpunkt der Flottille befindet und zwar in einem Priesterseminar.
Nachdem uns unser Korporalschaftsführer wahrgenommen und unsere Stube, in der wir nun ein halbes Jahr wohnen sollen, gezeigt hatte, gehen wir mit grossem Appetit an das Mittagessen. Wir kommen einen kleinen Vorgeschmack von der herrlichen Verpflegung, die es hier gibt. Der Nachmittag geht mit Spindstauen, Kojenbauen und sonstigen Arbeiten schnell vorüber.
Am anderen Morgen zeigt uns unserer Korporalschaftsführer den riesigen Bau des Seminars, damit wir uns einigermaßen zurechtfinden können, was uns aber trotzdem zu Anfang schwer fiel.
Mittags wurden wir dann von dem Flottillenchef begrüßt. Es ist der Ritterkreuzträger Korv.-Kapt. Feldt. Anschließend gab uns dann unser Kadettenoffizier Herr Kapt.Ltnt. Klose einen Überblick über den Dienst und die Aufgaben, die uns hier bei der 2.S.-Flottille erwarten. Wir haben hier sehr viel zu arbeiten, aber alle haben nur den einen Wunsch, hier soviel gelernt zu haben, dass auch wir bei den schneidigen Einsätzen der Flottille dabei sein können.
Nachmittags waren wir mit unserem Gruppenführer an Land, der uns die wichtigsten Sachen zeigte, die Wäscherei, das Wehrmachtsheim, Bahnhof usw. Dabei erhielten wir den ersten Eindruck von den Eigenarten des Holländers. Die Häuser und Gärten sind ein klares Zeichen für den Reichtum des Landes, aber auch für den gemütlichen, naturverbundenen Sinn des Holländers.
Der Nachmittag war viel zu kurz, um alle unsere Sachen zu reinigen, die auf der Bahnfahrt arg verdreckt waren.
Am Sonnabendvormittag fahren wir mit der Bahn zur Küste nach Ijmuiden, wo sich der Bunker der Flottille befindet. Unser Korporalschaftsführer zeigte uns die wichtigsten Teile dieses gewaltigen Bauwerkes. Abschliessend sahen wir dann zum ersten Mal die neuen Schnellboote, dessen wichtigste Teile uns sofort erklärt wurden. Dass wir mit großer Begeisterung dabei waren, brauche ich wohl gar nicht zu erwähnen, denn wie lange haben wir uns nach diesem Augenblick gesehnt, auch wenn wir vorläufig nur zum Unterricht an Bord waren.
Der Nachmittag war viel zu kurz, um alle unsere Sachen zu reinigen, die auf der Bahnfahrt arg verdreckt waren.
Es ist Sonntag, aber bevor wir Freizeit haben, findet noch eine Spindmusterung durch unseren Kadettenoffizier statt. Es war noch nicht alles so, wie es sein sollte, aber die Mängel wurden schnell beseitigt. Im Übrigen verlief der Sonntag ganz unter den Eindrücken der letzten Tage.
Da ich Bereitschaft hatte, konnte ich nicht an Land gehen und benutzte diese Gelegenheit, um meine Briefschulden zu erledigen.
Heute beginnt nun der richtige Dienst. Eingeleitet wird er durch einen Morgenlauf durch den Park des Seminars. Anschliessend haben wir dann Unterricht über das MG 15 bei unserem Korporalschaftsführer und dann Navigationsunterricht bei dem Flottillen- Obersteuermann Bloess.
Er erklärte die Grundbegriffe der Navigation, Koordinatensystem und Besteckrechnung.
Nachmittags fiel der Navigationsunterricht aus und wir spielten stattdessen Faust- und Handball und machten einige Turnübungen. Unser Bootsmaat machte sich so ein Bild von unseren Leistungen.
Wenn für die Nacht Einsatz befohlen ist, ist am Nachmittag dienstlich schlafen angeordnet. Deshalb fällt der Nachmittagsdienst oft aus und unser Bootsmaat muss den Dienst durchführen.
Unser Tagesablauf wird durch folgenden Dienstplan bestimmt:
06.00 Uhr | Wecken |
06.05 Uhr | Antreten zum Waldlauf, anschließend Waschen, Anziehen und Kojenbauen |
06.45 Uhr | Frühstück |
07.30 Uhr | Antreten zum Quartierreinigen |
08.00 Uhr | Antreten zum befohlenen Dienst |
11.45 Uhr | Ausscheiden mit Dienst, Mittagspause |
12.00 Uhr | Mittagessen |
13.50 Uhr | Klarmachen zum Dienst |
14.00 Uhr | Antreten zum befohlenen Dienst |
16.00 Uhr | Ausscheiden mit Dienst |
17.00 Uhr | Abendbrot, Freizeit |
22.00 Uhr | Pfeifen und Lunten aus, Quartierreinigen |
23.00 Uhr | Licht aus, Schlafengehen |
Sonnabend und Sonntags weicht er etwas von diesem Plan ab:
Sonnabends:
10.00 - 11.40 Uhr | Reinschiff |
14.00 - 16.00 Uhr | Zeugdienst und Selbstreinigung |
Sonntags:
08.00 Uhr | Wecken |
09.15 Uhr | Antreten zum Quartierreinigen |
16.00 Uhr | Spind- und Stubenmusterung dann Freizeit bis Ruhe im Schiff |
Am Vormittag fahren wir zum zweiten Mal zum Bunker und setzen den Unterricht auf dem Schnellboot fort, dazu kam noch der praktische Brückendienst. Nachmittags haben wir unseren ersten Offiziersunterricht und zwar bei Herrn Kaptlt. Klose, der sich einen Überblick über unseren Bildungsstand machen wollte. Es ist ihm nicht schwer gefallen, uns allen zu beweisen, dass wir „geistige Paterreakrobaten“ sind, denn das was wir zuletzt in der Schule gelernt haben, ist zum grössten Teil sehr gering.
Erster Unterricht über Signaldienst, bei Herrn Signalmeister Mörck.
Thema: Allgemeine Nachrichtenübermittlung und das Signalbuch. Anschliessend waren wir auf einem nahegelegenen Platz Fussball spielen. Der Nachmittag war durch Zeugdienst ausgefüllt.
Am Vormittag haben wir den gleichen Dienst, wie am 1. November. Der Navigationsunterricht am Nachmittag fällt wieder wegen Einsatzes aus. Während dieser Zeit macht unser Korporalschaftsführer Unterricht über Tauwerk und seine Behandlung.
Heute konnten wir leider nicht in den Bunker fahren, weil die Boote erst morgensfrüh vom Einsatz zurückgekehrt sind. Nachdem sie ihre Minen geworfen hatten, haben sie noch drei Dampfer versenkt.
Unser Korporalschaftsführer machte deshalb Unterricht über das MG 15 und anschliessend brachte er uns die wichtigsten Gebrauchsknoten bei. Am Nachmittag hatten wir Signaldienst.
Zum 3. November habe ich noch nachzutragen: Wir waren gerade mitten beim Zeugdienst, als wir plötzlich heftiges Flakfeuer hörten und gleich darauf überflog uns ein englischer Bomberverband. Ebenfalls schwirrten auch mehrere deutsche Jäger über uns herum. Plötzlich sah ich einen Jäger abstürzen, konnte aber nicht feststellen, ob es ein deutscher oder feindlicher war. Ich konnte aber noch deutlich beobachten, wie der Pilot mit dem Fallschirm heraussprang.
Im Signalunterricht wiederholen wir, die am Mittwoch durchgenommenen Sachen und lernten das Flaggenalphabet kennen.
Am Nachmittag war ich trotz des schlechten Wetters an Land, um mir einige Sachen zu besorgen, ich hatte allerdings dabei wenig Erfolg, denn es war schon dunkel, als ich in der Stadt war.
Heute ist nun die erste Woche unserer Ausbildung rum. Wir haben schon jetzt eine Menge neuer Sachen gelernt. Besonders gefällt mir der praktische Dienst auf den Booten und der Navigationsunterricht.
Im Korporalschaftsführerunterricht haben wir das MG 15 fertig durchgesprochen.
Der Obersteuermann hatte mehrere Seekarten mitgebracht, auf denen wir das Koppeln lernten. Am Nachmittag wurde er vom Steuermannsmaat Hötger vertreten, der mit uns das Gleiche machte.
Am Abend kam plötzlich die Nachricht, dass der Führer sprechen wird. Wie in jedem Jahr, so sprach er auch in diesem Jahr am Vorabend des 9. Novembers zum deutschen Volk.
Auf den Booten haben wir unseren ersten Geschützunterricht und zwar an der 2 cm Flak gehabt. Ausserdem hat unser Bootsmaat uns noch einmal das Rohrzielgerät erklärt. Zum Schluss hatten wir ausführlichen Unterricht an der Schreckbombe.
Am Nachmittag hatten wir Offiziersunterricht bei Herrn Leutnant Neugebauer über Leinen und ihre Wirkungen auf das Schiff und über Grundbegriffe des Segelns.
Anschliessend war Flottillenappell (Randbemerkung Musterung). Der Flottillenchef sprach aus Anlass des 9. Novembers und gedachte der Gefallenen der 2.-S. Flottille.
In der Nacht zum 10. Nov. wurden wir zusätzlich der Hauptwache als Streifenposten zugeteilt.
Am Nachmittag hält der Herr Stabsarzt Dr. Hoffmann vor der ganzen Flottille eine Vortrag und zwar einmal über das Verhalten im Wasser bei gekentertem Schiffe und zweitens über die Geschlechtskrankheiten. Gerade der erste Teil seines Vortrages war für uns von besonderer Wichtigkeit, da wir ja bald an Bord einsteigen sollen und die Möglichkeit eines unfreiwilligen Bades nicht ausgeschlossen ist.
Am Nachmittag hörten wir statt des Navigationsunterrichtes einen sehr interessanten Vortrag über die Sperrwaffe von Herrn Oberleutnant Pinger. Anschliessend sprach Herr Leutnant Kardelieri (?) über die chemischen Kampfstoffe.
Heute machte unser Stubenältester den Korporalschaftsführerunterricht, da unser Bootsmaat für drei Tage auf Urlaub fuhr. Im Offiziersunterricht erhielten wir von Herrn Oberleutnant Howaldt einen kleinen Einblick in die Organisation der Kriegsmarine und von Herrn Leutnant Böttcher in den Nachrichtendienst, besonders über seine Aufgaben bei den Einsätzen der Schnellboote.
Während der Mittagspause führte der Kadettenoffizier ganz überraschend eine Spindmusterung durch. Mit seiner treffenden Ironie verstand er es meisterhaft, die kleinen und grösseren Mängel zu rügen.
Heute hatten wir von unserem Kadettenoffizier die Erlaubnis erhalten nach Amsterdam fahren zu dürfen. Sofort nach dem Mittagessen ging es los. Nur der K.v.D. musste im Stützpunkt bleiben. Es war zwar ein Sauwetter und goss in Strömen, aber die Gelegenheit nach Amsterdam Urlaub bekommen zu haben, wollten wir doch ausnutzen. So kamen wir nun voller Erwartung in Amsterdam an. Um einen ersten Eindruck und Übersicht von der Stadt zu bekommen, fuhr ich mit meinem Kameraden Botz mit der nächsten besten Strassenbahn quer durch die Stadt. Wir kamen am Rathaus, am Wehrmachtsheim und mehreren Kirchen vorbei und stiegen schliesslich auf einen grösseren Platz, dem Rembrandt- Platz, der scheinbar der Stadtmittelpunkt war, aus. Wir gingen dann durch die Geschäftsstrassen wieder zurück zu dem Wehrmachtsheim. Von dort hatten wir einen herrlichen Ausblick auf das gewaltige Rathaus. Es gefiel mir, wie all die alten Bauwerke und Wohnhäuser, sehr gut. Zum grössten Teil könnten sie auch in einer deutschen Stadt stehen. Ganz besonderen Eindruck machten auf mich die vielen hübschen Glockenspiele der Kirchen.
Auf Schritt und Tritt konnte man die grosse Vergangenheit und den Reichtum dieser so bedeutenden Handelsstadt spüren.
Ganz im Gegensatz dazu stand das Leben und Treiben in den Strassen und den mehr oder weniger guten Cafe ́s.
Als Abschluss gingen wir beide dann ins Kino und zwar sahen wir den sehr schönen Film „Die Reise nach Tilsit“.
Vormittags verlief der Dienst planmässig. Nachmittag fand die Besichtigung durch den Flottenchef Herrn Admiral Schniewind statt. Dazu war die 4., 6., und 8. Flottille hierhergekommen. Nach der Meldung durch den ältesten Flottillenchef schritt der Flottenchef die Front der Flottillen ab.
Anschliessend hielt er eine kurze aber fesselnde Ansprache und verlieh an bewährte Männer der Schnellbootsbesatzungen das E.K.I und II. Und sogar zwei Deutsche Kreuze.
Heute ging es endlich mal wieder zu den Booten. Wir lernten den Lauf- und Schlosswechsel am MG 15 und die Bedienung des Maschinentelegraphen kennen. Die praktische Arbeit machte sehr viel Spass.
Am Nachmittag hörten wir von Herrn Oberleutnant v. Stempel zum ersten Mal etwas Näheres über den Einsatz der Schnellboote und die Abwehrmassnahmen der Engländer. Der Unterricht war für uns sehr interessant, da wir bis jetzt immer nur von unseren Waffen und Einsätzen hörten und wenig von der englischen Taktik und Abwehr.
Anschliessend hatten wir dann wieder Unterricht bei Herrn Leutnant Neugebauer über die Wirkungen des Windes auf das Segel. Schöner wäre es natürlich, wenn wir das praktisch sehen und lernen könnten, denn am Ende kommt es doch hauptsächlich auf das Gefühl an.
Nach dem Signaldienst hielt der Herr Stabsarzt Dr. Hoffmann einen Vortrag über die an Bord hauptsächlich vorkommenden Verwundungen, insbesondere durch einen Minentreffer. Es blieb aber nicht nur dabei, sondern wir hörten nebenbei von dem Aufbau des menschlichen Körpers und den Funktionen einzelner Organe.
Im Navigationsunterricht machten wir weitere Fortschritte. Zu dem einfachen Koppeln kam nun die Stromversetzung dazu. Je mehr man dazu lernt um so mehr macht der Unterricht Spass.
Am Nachmittag fand eine K.d.F. Vorstellung statt. Eine Künstlergruppe aus der Reichshauptstadt bereitete uns mit Musik und Tanz einen schönen Nachmittag.
Auf den Booten exerzierten wir an der 2-cm Flak im „Versaufloch“ und an der Notruderanlage. Am Nachmittag brachte uns Herr Kapitänleutnant Johannsen die Grundbegriffe des Torpedoschiessens bei. Herr Oberleutnant Howaldt unterrichtete uns weiter über den Aufbau der Flotte.
Unser Kadettenoffizier brachte uns unsere Einteilung auf die Boote. Wir kamen fast alle auf die Boote, auf die wir gewünscht hatten zu kommen. Ich komme auf das Boot von Herrn Oberleutnant v. Stempel S 80.
Endlich empfangen wir unser Lederzeug. Bei der nächsten Feindfahrt sollen wir ja auch schon mitfahren. Wir können es kaum erwarten.
Gleich nach dem Frühstück fahren wir alle nach Haarlem zum Hallenbad. Wir haben uns tüchtig im Wasser ausgetobt. Es war ganz prima. Nach dem Essen melde ich mich bei meinem Kommandanten an Bord kommandiert.
Unser Bootsmaat erklärt uns heute die M.P. 40. Endlich lernt man die Waffe, von der man schon so viel gehört hat, näher kennen. Ich bin über die einfache Konstruktion sehr erstaunt.
Im Navigationsunterricht lernten wir die ersten Peilungen, Kreuz-, Verseglungs- und die stumpfe Doppelpeilung kennen.
Als wir im Bunker angekommen sind, erklärt uns plötzlich unser Bootsmaat, dass wir heute an einer Probefahrt von „S 83“ und „S 89“ teilnehmen dürfen. Voll freudiger Erwartung das erste mal mit einem Schnellboot zur See zu fahren, steigen wir auf die Boote ein und zwar ich auf „S 83“. Kaum sind wir an Bord, als auch schon das Ablegemanöver beginnt. Es ist nicht ganz einfach in dem schmalen Fahrwasser mit den Booten zu drehen, aber kaum haben wir uns versehen, nimmt das Boot bereits Fahrt voraus auf. Bis zu den Molenköpfen geht die Fahrt noch ruhig und wir merken nichts vom Wind und Seegang. Kaum haben wir aber die Moleneinfahrt passiert, als das Boot auch schon mächtig anfängt zu stampfen und gleich darauf bekomme ich auch schon eine Dusche, als ich einen Sack über das Backbord- Zwilling MG ziehen will. In kurzer Zeit fahren wir bereits „2x alle“. Ich staune wie schnell die Maschine auf Touren kommt. Das Boot machte bei jeder Fahrterhöhung einen richtigen Sprung nach vorn. Besonders schön sah man das bei „S 89“, das dicht hinter uns in Kiellinie folgte. Je höher die Fahrt war, um so ruhiger lag das Boot im Wasser.
Während „S 89“ das neue Vierlings MG einschoss, fuhren wir einige Kreise um die Maschinen zu überprüfen. Dann ging es wieder mit „ 2x alle“ zum Hafen zurück. In einem Seitenbecken erschallt plötzlich der Ruf „Boje über Bord“. Da uns vorher gesagt worden war, wir sollten der Besatzung nicht im Wege stehen und vorläufig nur zusehen, veranlasste von uns auch keiner etwas, bis plötzlich der Befehl kam, dass wir das Manöver ausführen sollen. Nun ging es aber ran. Es war gar nicht so einfach, das Schlauchboot über die Reeling zu Wasser zu bringen. Zwei Mann pullten nun los, aber das leichte Boot trieb ziemlich ab und es dauerte eine Weile bis sie den Rettungsring glücklich im Boot hatten.
Anschliessend machte der Leitende Maschinist Herr Obermaschinist Nehren und der Kommandant Herr Oberleutnant Pinger einzeln nacheinander eine Wettfahrt um das gestoppt liegende Schnellboot herum, bei der Herr Obermaschinist Nehren gewann.
Nun stieg ein Funker und einer von uns ins Schlauchboot, das wir bis kurz vor dem Bunker schleppten. Das letzte Ende mussten wir selbst pullen. Während dieser Zeit machte das Schnellboot neben einem anderen an der Pier vor dem Bunker fest. Bei diesem Anlegemanöver durften auch wir mitzupacken.
Diese kleine Ausfahrt war ein Vorgeschmack für unseren künftigen Dienst an Bord und ich kann sagen, dass wir es alle kaum noch erwarten können bis der nächste Einsatz gefahren wird bei dem dann auch wir dabei sind.
Dieser Tag brachte uns aber noch eine freudige Überraschung, als nach dem Mittagessen „dienstlich schlafen“ befohlen wurde. Endlich sollte es los gehen. Aber wir hatten uns zu früh gefreut. Als wir um 15.00 Uhr klar zur Seefahrt waren, wurde der Einsatz abgeblasen. Kalter Kaffee!
Im Navigationsunterricht erklärt uns unser Obersteuermann das Winkelmessen mit dem Sextanten. Es ist das erste Mal, dass ich so ein Ding in der Hand habe. Bis jetzt hatte ich nur von diesem wichtigen Gerät gehört oder gelesen.
Wir steigen auf den Turm um von dort horizontale Messungen vorzunehmen. Es macht mir sehr viel Spass mit diesem Gerät zu arbeiten.
Am Nachmittag hat sich wieder eine K.d.F. Künstlertruppe angesagt und zwar ist es, wie wir später erfahren, die Familie Richert. Die Vielseitigkeit der drei Töchter setzt uns alle in Erstaunen. Sie tanzen, jonglieren, steppen und singen in bunter Reihenfolge. Aber alle diese Leistungen, so gross sie auch sind, werden restlos von Charlotte Richers(t) in den Schatten gestellt. Sie ist Weltmeisterin im Expanderziehen und brachte es fertig einen Expander von 720 Pfund zu spannen. Wir waren alle von den Leistungen sehr beeindruckt und werden uns noch oft und gerne an diesen Nachmittag erinnern.
Im Bunker erklärt uns ein Mixer sehr ausführlich die Torpedoanlage eines Schnellbootes angefangen vom Rohrzielapparat bis zum Laden und Abfeuern des Aales. Anschliessend nimmt unser Bootsmaat mit uns noch die Teile der 2 cm Flak durch.
Herr Oberleutnant (V) Voss gibt uns im Offiziersunterricht einen kleinen Überblick über den Schriftverkehr innerhalb der Kriegsmarine. Wir haben den Eindruck bekommen, dass das eine Wissenschaft für sich ist. In der zweiten Stunde fährt Herr Leutnant Böttcher in seinem Unterricht über Nachrichtendienst weiter fort. Insbesondere nahm er die Abgabe und Verschlüsselung eines Funkspruchs durch. Wir lernten dabei das Wunderwerk der Verschlüsselungsmaschine kennen. Das ist ja ein ganz fabelhafter Apparat.
Im Signaldienst lernten wir die Handhabung des Signalbuches näher kennen. Ausserdem besprachen wir die verschiedenen Bedeutungen der Zahlenwimpel.
Anschliessend setzte unser Stabsarzt seinen Vortrag über das Verhalten an Bord bei Verwundeten fort. Diesmal haben wir eine Menge gelernt, obwohl wir uns schlecht in eine solche Lage versetzen können.
Nachmittags war wieder dienstlich schlafen befohlen worden, aber nachher war doch wieder „kalter Kaffee“. Wenn doch bloss das Wetter besser würde, dass es endlich mal was wird.
Abends lässt uns Herr Leutnant Kadelierie noch einige Zeit Reinschiff machen, aber das konnte uns nicht weiter erschüttern. Er fand zwar immer wieder irgendwo Staub, was einem ja in dem Riesenraum nicht weiter schwer fallen dürfte, wenn auch sechs Mann den ganzen Abend feudeln und Staub wischen.
Nach dem Mittagessen lerne ich meine neuen Kameraden von „S 80“ bei einem kleinen Handballtrainigsspiel kennen. Sonst verbringe ich den ganzen Sonntag mit Themen- und Briefschreiben, da es andauernd regnet.
Heute haben wir uns den ganzen Tag mit der Navigation beschäftigt. Es ist klar, dass wir da wieder eine ganze Menge zugelernt haben. Angefangen von den restlichen Peilungen, der Vier-Strich- Peilung, der Vertikalwinkelmessung mit einem Peilstrahl und der Doppelwinkelmessung, bis zur Besteckrechnung nach Mittelbreite.
Im Bunker hat uns unser Bootsmaat weiter die 2 cm Flak erklärt. Zwischendurch haben wir beim Rollenschwoof auf „S67“ zugesehen. Leider durften wir nicht mit hinausfahren.
Am Nachmittag führte uns Herr Leutnant Neugebauer in die allgemeine Schiffskunde ein.
Vormittags ist zum Glück schönes Wetter und so spielen wir auf dem Platz ausserhalb des Seminarsgelände Fussball.
Nachdem uns unser Kadettenoffizier nachmittags durch „Freiübungen“ aufgefrischt hat, bringt er uns in Form einer Unterhaltung einige gesellschaftliche Formen bei, die in jeder Offiziersmesse üblich sind. Auch dabei müssen wir immer wieder feststellen, dass uns durch den Krieg auf allen Gebieten viel verlorengegangen ist. Die praktische Erfahrung lässt sich nur sehr schlecht durch Lesen und Hören ersetzen. Manche Sitten kamen uns komisch und unnatürlich vor und besonders auch mir persönlich, da seit der Erkrankung meines Vaters bei uns zu Hause jeder gesellschaftliche Verkehr unterblieb. Wir freuen uns daher, mit diesen Dingen vertraut gemacht zu werden, wenn es auch zu Anfang etwas schwierig ist.
Am Abend durften wir statt ins Kino zu gehen, gründlichst Reinschiff machen. Es wurde eine ziemlich feuchte Angelegenheit.
Auf „S67“ führten wir heute Vormittag Rollenexerzieren durch, angefangen vom gewöhnlichen Fahrbetrieb bis zur Sprengung des Bootes.
Im Offiziersunterricht führt Herr Kaleunt Johannsen seinen Unterricht über das Torpedoschiessen fort und in der zweiten Stunde erklärt uns der Flottilleningenieur die komplizierte Anlage der Antriebsmaschine des Schnellbootes, nachdem er uns einige grundlegende Sachen klargemacht hat. Es war ein sehr interessanter Nachmittag und wir haben eine Menge neu zugelernt.
Im Signaldienst beschäftigen wir uns wieder hauptsächlich mit dem Morsen.
Als am Nachmittag dienstlich Schlafen angeordnet wurde, stieg unser Stimmungsbarometer ruckartig in die Höhe. Es war die letzte Möglichkeit, dass wir in dieser Mondperiode noch einen Einsatz fahren. Wir waren daher doppelt enttäuscht, als es wieder nichts wurde.
Der Sonntag begann mit Reinschiff und einer Musterung durch unseren Kadettenoffizier.
Am Nachmittag fand eine Musterung des Flottillenchefs statt. Er befahl für die ganze Flottille Ausgangssperre bis auf weiteres. Na ja ein Unglück kommt selten allein.
Heute sah das Wetter sehr vielversprechend für eine Seefahrt aus. Da wir unser Seefahrtszeug nicht mit in den Bunker genommen hatten, aber auch keine Seefahrt verpassen wollten, fuhr unser Bootsmaat sofort mit uns wieder zurück. Leider zeigte es sich nachher als unnötig, denn es wurde auch diesmal nichts mit einer Seefahrt. Im Stützpunkt brachte uns unser Bootsmaat das Spleissen bei. Es machte uns sehr viel Spass.
Herr Oberleutnant (Ing) Weiss setzte seinen sehr interessanten Vortrag über die Antriebseinrichtung eines Schnellbootes fort und zwar sprach er diesmal über die Maschinen. Da ich mich schon früher viel mit Maschinen befasst hatte, fiel es mir nicht schwer ihm zu folgen.
Anschließend nahm Herr Kapitänleutnant Johannsen mit uns die Berechnungen beim Torpedoschiessen weiter durch.
Heute hat es nun endlich geklappt; wir fahren mit unserem Korporal nach Den Haag. Nachdem wir in einem Verkehrslokal der Wehrmacht Mittag gegessen hatten, erwarteten wir auf dem Bahnhof den Führer, der uns die Sehenswürdigkeiten der alten Stadt zeigen soll. Nach kurzer Zeit haben wir ihn gefunden und er fährt uns zuerst zum Friedenspalast, eines der bedeutendsten Bauwerke der Stadt. Am Bau dieses Palastes waren sämtliche Staaten der Welt beteiligt. Die Hauptkosten trugen die Amerikaner und Engländer. Deutschland hat die schmiedeeiserne Tore am Eingang des Parkes gestiftet. Sie sind ein Meisterstück des deutschen Schmiedehandwerks.
Italien hat das Marmor für die Gänge und Treppenhäuser geschenkt, der zum grössten Teil wieder von deutschen Handwerkern verarbeitet wurde. Die goldenen Leuchter sind wiederum von Österreich gestiftet worden. Selbst die Negerrepublik Liberia war mit einer Holz getäfelten Decke vertreten. Frankreich hatte unter anderem mehrere Gemälde geschenkt. In diesen Räumen tagten verschiedene Gerichte und ausserdem befindet sich dort eine Bibliothek für Internationales Recht.
Die verschiedenen Gerichte dienten im grossen und ganzen dazu, um zwischenstaatliche Streitigkeiten zu schlichten und allgemeine Fragen des Rechtes zu besprechen. Der Friedenspalast gehörte eigentlich mit zu dem Völkerbund.
Nach der Besichtigung des Palastes gingen wir zum Rittersaal, der sich innerhalb des Schlosshofes befindet. Der Saal, der zur Zeit seiner Erbauung der grösste freitragende Raum war, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Vom Festsaal der Adeligen der freien Niederlande bis zu einer einfachen Markthalle und dann wieder zum Saal in dem alljährlich die Kronrede gehalten wurde, bis jetzt ein neuer Stillstand gekommen ist.
Der Höhepunkt dieses Tages bildete ein Besuch des Deutschen Theaters. Wir sahen das Schauspiel von Kleist: Der Prinz von Homburg. Es hat meine Erwartung um vieles übertroffen.
Im Bunker haben wir zuerst Morsesprüche, die uns unser Bootsmaat mit der Waterlampe gab, abgelesen. Anschliessend machten wir wieder Rollenexerzieren und zwar übten wir auf einem Boot der 6. Flottille das Ausbringen des Schlauchbootes. Es ist gar nicht so einfach, das Boot mit paar Mann schnell und richtig zu Wasser zu bringen.
Als Abschluss des Vormittags führten wir ein kleines Reespullen mit dem Schlauchboot durch, bei dem uns unser Korporal zeigte, was ein alter Bootsmaat ist.
Herr Leutnant Böttcher wiederholte am Nachmittag, was wir in der letzten Stunde durchgenommen hatten. Anschliessend unterrichtete uns Herr Oberleutnant Howaldt über die Organisation des F.d.S.-Verbandes.
Heute Vormittag erwartete uns eine besondere Freude: Unterricht beim „Gasmann“. Aber auch das ging vorüber und sogar schneller und besser als wir dachten.
Der Nachmittag war mit einem gründlichen Reinschiff ausgefüllt.
Es ist wieder einmal Sonntag und sogar der dritte Advent, aber viel ist davon nicht zu merken. Trotz allen Mühens will keine weihnachtliche Stimmung aufkommen. So vergeht auch dieser Tag mit Themen und Logbuch schreiben und mit dem Erledigen der Post.
Heute nimmt unser Bootsmaat weiter die 2 cm Flak durch. Uns wirbeln noch lange Zeit später die vielen Einzelteile im Kopf herum. Anschliessend haben wir statt des Navigationsunterrichtes Sport und zwar bin ich bei der Besatzung von „S 67“.
Im Bunker halfen wir zuerst auf „S 67“ die Gurte für das MG 81 zu gurten. Es war eine ziemlich mühselige Arbeit, aber mit mehreren geht es schnell vorwärts. Anschliessend hörten wir einen sehr interessanten Vortrag über die U.M.B. Mine im Minenbunker von einem Sperrwaffenobermaaten. Ausserdem sahen wir noch verschiedene Luftminen.
Nachdem Mittagessen hören wir einen Vortrag über den Torpedo von Herrn Stabsobermechaniker Strecker. Er behandelte hauptsächlich die Entwicklung des Torpedos von der ersten „Mine“ bis zu seiner heutigen Form. In der zweiten Stunde haben wir wieder Seemannschaft bei Herrn Oberleutnant Neugebauer. Das heutige Thema ist: die Stabilität des Schiffes.
Heute sollen wir nun endlich unsere erste Seefahrt machen. Um 14.30 Uhr fahren uns die Busse zum Bunker, wo wir sofort mit dem Seeklarmachen beginnen. Ich helfe dem Mixer beim Klarmachen der Torpedoanlage. Meine Gefechtsstation ist die 2 cm Flak im „Versaufloch“. Es ist zu zweit zwar ziemlich eng da drinnen, aber es wird schon gehen. Kurz vor 17.00 Uhr laufen wir aus, aber kaum haben wir die Molen passiert, als auch schon dicker Nebel unseren Vordermann langsam verschwinden lässt. Die Unternehmung wird wieder abgeblasen. Man könnte aus der Haut fahren! Das Wetter hat sich gegen uns verbündet. Die Dunkelheit und dicker Nebel machen uns noch einige Schwierigkeiten beim Einlaufen, sodass es eine Weile dauert, bis wir die Molen wieder gefunden haben.
Um 11.30 Uhr wurde ganz überraschend ,wie immer, Musterung durch unseren Kadettenoffizier befohlen. Diesmal schlug es aber ein. Bis auf weiteres haben wir jeden Abend ausser Mittwochs und Sonnabends von 18.00-20.00 Uhr Signaldienst, ausserdem vermehrten Zeugdienst und zu den bisherigen Dienst auch noch Bootsdienst. Durch den zusätzlichen Signaldienst werde ich wohl hoffentlich auch bald besser winken und morsen können.
Im Navigationsunterricht am Nachmittag werden unsere mathematischen Kenntnisse wieder aufgefrischt. Wir rechnen Gleichungen mit einer Unbekannten.
Auf den Booten lernte heute jeder selbstständig mit dem Rohrzielapparat umzugehen. Ausserdem zeigte unser Korporal uns die Tiefeneinstellung der Luftwaffenankertaumine. Anschliessend üben, wir noch das Wurfleinenwerfen.Es ist gar nicht so ganz einfach.
Am Nachmittag setzt Herr Stabsobermechaniker Strecker seine Vortrag und zwar diesmal über die Konstruktion eines Torpedos, fort. Danach laden wir unseren neuen Torpedobootskutter ab und bringen ihn in eine Garage. Er sieht tadellos aus.
Wir haben ja während unserer Soldatenzeit schon allerhand eigenartige Einfälle unserer Vorgesetzten kennengelernt, aber Winken nach Weihnachtsliedern, das haben wir allerdings bis jetzt noch nicht erlebt. Heute kam unser Signalmeister auf diese gute Idee. Während die „Hauskapelle“ der 2. Flottille unter Leitung von Herrn Oberleutnant Howaldt „Ihr Kinderlein kommet“ spielte und unser Signalmeister den Takt dazu schlug, versuchten wir verzweifelt das Wort „Schnellbootflottille“ zu winken, was uns dann auch nach einigen Mühen und zur Freude des Signalmeisters gelang. Er macht uns sogar die „Hoffnung“ demnächst in Freiheit dressiert der Flottille so vorgeführt zu werden.
Der vierte Advent brachte uns in Form eines Wasserstrahles aus einem Feuerlöschschlauch eine besondere Überraschung. Aber bald wurde dieser See beseitigt.
Den übrigen Tag versuchten wir gemeinsam unsere Behausung etwas wohnlicher zu gestalten.
Heute steigt die angekündigte Navigationsarbeit, die aber gar nicht so gefährlich ist, wie wir befürchtet hatten. Sonst gab es nichts Besonderes.
Endlich können wir unsere Boote, auf die wir eingeschifft sind, näher kennen lernen. Meine Nr.1 Herr Bootsmaat Glag zeigt mir die Besonderheiten seines Bootes. Danach erklärt uns dann noch ein Maschinenmaat auf „S67“ die Bedienung des Hilfsmotors, wie man Wasser an Oberdeck pumpt und wie man Strom erzeugt.
Am Nachmittag brachten wir mit vereinten Kräften unseren Kutter zu Wasser. Das Aufladen auf den Anhänger war gar nicht so leicht, wie es aussah. Aber schliesslich haben wir es doch geschafft.
Da Herr Bootsmaat Kortmann heute auf Weihnachtsurlaub fuhr, führten wir das Turnen alleine durch. Als unser Kadettenoffizier in die Turnhalle kam und feststellte, dass nicht alle mitmachten, gab es eine anständige Zigarre. Aber als er später noch erfuhr, dass beim Wecken nicht gleich alle aufgestanden sind, war das Mass voll und er verpasste uns zwei Stunden I-Dienst und Ausgangssperre. Den I-Dienst führte Herr Bootsmaat Glag unter Aufsicht von zwei Oberfähnrichen durch. Na ja, Ex-Dienst kannten wir ja von Stralsund zur Genüge. Leider wurde aber dadurch unser Zeug sehr mitgenommen.
Heute hatte es sich unser Kadettenoffizier wohl in den Kopf gesetzt, uns für die nächsten Wochen restlos fertig zu machen. Uns wurde nicht gerade besser, als wir hörten, was er uns heute vorsetzen wollte. Es begann mit „Flagge Lucie“ oder anders ausgedrückt: sich melden in verschiedenen Anzügen nach befohlener Zeit. Wir haben uns in einer Stunde sicher ein dutzendmal umgezogen.
Als wir anschliessend Morsen hatten, lief uns der Schweiss immer noch nur so runter.
Von 10.15 – 11.15 Uhr hatten wir bei Herrn Oberfähnrich Hackenbracht Turnen.
Am Nachmittag sollte dieser „Manövertag“ durch Kutterpullen, I-Dienst und Seesackpacken seinen Fortgang nehmen. Aber diesmal hatten wir noch Schwein; Herr Kaleunt Klose erlaubte uns nämlich doch das Schauspiel, das am Nachmittag stattfand, zu besuchen. Aber die grösste Überraschung sollten wir noch am Abend erleben, als nämlich unser Kadettenoffizier unsere Ernennung zum Seekadetten aussprach. Alles andere hatten wir erwartet, nur nicht das! Wir waren alle völlig sprachlos.- War das heute ein Tag gewesen! Ich glaube den werden wir bestimmt nicht vergessen.
Jetzt ist es so weit, heute ist Heilig Abend.
Den ganzen Vormittag sind wir alle mit grossem Eifer dabei, unsere Stube für das Fest etwas auszuschmücken. Mit viel Mühe gelang es uns auch etwas netten Baumschmuck zu bekommen.
Mittags sah unsere Stube schon recht festlich aus. Schade nur, dass es draussen so wenig weihnachtlich ist.
Am Nachmittag gehen wir dann in die Kirche. Die Predigt hat mir sehr gut gefallen. Anschliessend fand das gemeinsame Abendessen statt und zwar sassen wir bei den Besatzungen. Nach dem Essen begann dann die eigentliche Weihnachtsfeier. Es war für mich der erste Heilige Abend, bei dem ich nicht zu Hause bei meinen Eltern bin. Trotzdem die Feier natürlicher Weise ganz anders war, als ich sie von zu Hause gewohnt war, hat sie mir sehr gut gefallen.
Der heutige Tag stand noch ganz im Zeichen des Heilig Abends. Ich habe oft daran denken müssen, wie gut wir es hier doch haben im Gegensatz zu den Kameraden von der Ostfront.
Am Nachmittag machten wir wieder einmal einen Buseinsatz. Es war inzwischen so viel Nebel aufgekommen, dass der Einsatz wieder abgeblasen werden musste.
Der heutige zweite Weihnachtsfeiertag sieht sehr wenig weihnachtlich aus. Wir müssen alle unser Arbeitszeug knobeln. Ausserdem klare ich noch mein Spind auf und vervollständige mein Themenbuch.
Mit frischen Kräften geht es wieder an den Dienst. Er beginnt mit einem Kutterpullen bei unserem Kadettenoffizier. Wir sind alle freudig überrascht: so ein Torpedobootskutter ist doch was anderes als die schweren 14-riemigen Kutter in Stralsund. Es macht uns allen sehr viel Spass, so durch die zum Teil sehr engen Grachten zu fahren. Ich bin immer wieder von den gepflegten Gärten und den netten Häusern begeistert. Nach einer guten Stunde machen wir wieder an unserer Anlegestelle fest.
Heute führte unser Bootmaat, der gestern von seinem Urlaub zurückkehrte, den Signaldienst durch. Zuerst bestand er allerdings aus Frühsport, denn wir drehten laufend Platzrunden.
Am Nachmittag erwartete uns noch eine besondere Überraschung: unser Kadettenoffizier beförderte unseren Bootsmaat zum Obermaaten.
Wieder nähert sich ein Jahr seinem Ende. Wenn ich heute am Silvester zurückblicke und daran denke, dass ich im Frühjahr noch die Schulbank gedrückt habe, so muss ich feststellen, dass dieses Jahr eines der bedeutungsvollsten für mich gewesen ist. Es brachte die Umstellung vom Civilmenschen zum Soldaten. Wenn ich dann weiter denke, mit welch grossen Erwartungen wir alle hierher zur 2. Schnellbootsflottille kommandiert wurden, so sehe ich uns bis jetzt ziemlich enttäuscht. Nun ist schon ein Drittel der Zeit beim hiesigen Kommando vergangen, ohne dass wir auch nur einen Schuss gehört haben. Wenn wir dann noch erfahren, dass unsere Kameraden auf den Torpedobooten bereits das Zerstörerabzeichen haben, so ist unsere Enttäuschung verständlicherweise noch grösser. Daher ist unser grösster Wunsch, dass uns das neue Jahr unsere Erwartung rechtfertigt!
Die Silvesterfeier gefiel mir sehr gut. Es war allerdings schade, dass ich nicht tanzen kann.
Nachdem wir mehr oder weniger gut ausgeschlafen, geweckt wurden, begann das neue Jahr mit einem kleinen Frühsport. Sonst verlief der Tag mit Aufräumungsarbeiten und Reinschiff.
Am Abend erwartete uns aber noch etwas Besonderes. Wir sahen im Deutschen Theater in
Den Haag die Operette „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehár. Sie hat auf mich einen grossen Eindruck gemacht und wir konnten alle nur feststellen, dass die Kräfte sehr gut sind. Hoffentlich haben wir noch öfters die Gelegenheit, das Theater zu besuchen.
Der heutige Tag brachte uns eine ganz besondere Überraschung: Unserem Flottillenchef wurde vom Führer das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen. In einer kurzen Ansprache bedankte er sich für die treue Einsatzbereitschaft der Besatzungen und des Stabes.- Anschliessend verabschiedete sich unser Kadettenoffizier Herr Kapitänleutnant Klose von uns. Er wurde zur Schnellbootsschuldivision versetzt. Wenn er uns auch manchmal „angespitzt“ hat, so mochten wir ihn doch alle gern. Sein Nachfolger wurde Herr Oberleutnant von Stempel, der ja mein Kommandant ist.
Heute sind wir wieder auf unseren Booten. Herr Bootsmaat Glag zeigt und erklärt mir den neuen Werfer, der probeweise bei uns an Bord eingebaut werden soll. Ich bin sehr gespannt auf die Wirkung dieser neuen Waffe. Sicher wird sie eine grössere moralische Wirkung haben, auch wenn das Geschoss nicht trifft. Da der Werfer an dem 2 cm Schutzschild befestigt werden soll, ist das Zielen etwas erleichtert. Allerdings muss der Vorhaltewinkel etwas grösser sein, da ja die Geschossgeschwindigkeit kleiner ist.
Am Nachmittag hatten wir heute wieder Bootsdienst und zwar bei unserem neuen Kadettenoffizier. Gegen den Wind anzupullen war gar nicht so einfach.
Das Fussballspiel nach dem Signaldienst war eine reine Schlitterpartie. Durch den Regen und Frost war selbst der Rasen ganz glatt geworden.
Am Nachmittag sieht sich unser Kadettenoffizier unsere Spinde an. - Abends habe ich wieder das Glück ins Theater gehen zu können. Es wird eine Komödie: „Die Mainacht“ gegeben. Trotzdem das Stück keine grössere Bedeutung hat, birgt es doch eine Menge Lebensweisheit.
Heute hört sich Herr Oberleutnant v. Stempel den Korporalschaftsführerunterricht an. Wir wiederholen gerade die Themen: Wasserbombe, Nebelanlage und Schreckbombe. Es hat alles ganz gut geklappt und so hoffen wir, dass der erste Eindruck der beste ist. Den übrigen Tag haben wir wieder Navigation und zwar üben wir die Kreuzeraufgaben.
Heute liegt „S80“ nicht im Bunker, sondern draussen im Fischereihafen. Während des Vormittages verholen wir allerdings wieder in den Bunker. An Bord habe ich das M.G. 81 näher kennengelernt. Ausserdem erklärt uns Herr Obermaat Kortmann nochmals das Ausbringen des Lecksegels und die Vorgänge beim Schleppen.
Nachmittags klärt uns Herr Oberleutnant v. Stempel über die englische Landungstaktik auf. Es ist ein sehr interessantes Thema, besonders da man ja täglich mit einem neuen Landungsversuch rechnen muss.
Das Reinschiff an Bord ist gar nicht so einfach, vor allem da es überall ziemlich eng ist.
Da der Zeugdienst auf allgemeinen Befehl fortfällt, haben wir stattdessen Turnen und zwar leitet es Herr Oberleutnant v. Stempel selber.
Dieser Sonntag war wieder mal sehr abwechslungsreich. Statt in Ruhe Briefe schreiben oder lesen zu können, beschäftigten wir uns am Sonntagnachmittag mit Reinschiff. Aber auch dies ging vorüber.
Über den Montag lässt sich meistens nicht viel berichten. Es ist im Grossen und Ganzen jede Woche das Gleiche. Zuerst haben wir immer zwei Stunden bei unserem Bootsmaat und anschliessend den restlichen Tag Navigationsunterricht. Der Montag kommt mir immer wie ein Schultag vor, dafür werden wir aber am Dienstag im Bunker durch den praktischen Dienst auf den Booten entschädigt.
Heute sollten wir sogar mit nach Amsterdam fahren, aber leider fiel die Fahrt aus und wir erlernten bei Herrn Obermaat Kortmann den Drahtspleiss. Na das war ja auch etwas sehr wichtiges, wenn wir auch hier bei den S-Booten kaum mit Drahtwerk arbeiten.
Den ganzen Tag lag heute schon etwas in der Luft und kurz nach dem Mittagessen war es dann soweit: um 16.15 Uhr war Seeklar. Wir sind schon zu oft enttäuscht worden, so war ich auch diesmal sehr skeptisch ob die Unternehmung nicht wieder abgeblasen würde. Aber heute sollte es tatsächlich losgehen.
Unsere Flottille lief in Kiellinie und zwar fuhr „S80“ als sechstes Boot. An Steuerbordseite stand ebenfalls in Kiellinie die achte Flottille. Ich hatte meine Gefechtsstation, wie schon bei den anderen Fahrten, vorn im „ Brunnen“ als „ 2.Nummer“ und beobachtete die Kimm an Backbordseite. Mit anbrechender Dämmerung wurde die Sicht schlechter durch Aufkommen von Nebel. Ausserdem brieste es auf, sodass unser Boot zu stampfen bzw. zu rollen begann, was allerdings durch durch die hohe Geschwindigkeit nicht allzusehr hervortrat. Nach etwa drei Stunden änderten wir den Kurs und zwar direkt gegen den Wind. Ich konnte durch den starken Zug meine Augen kaum aufhalten. Plötzlich kam zu meiner grössten Verwunderung an Steuerbordseite Land in Sicht. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass wir jetzt schon die englische Küste erreicht haben sollten und das wir überhaupt so dicht unter Land fahren. Ja aber da hörte ich schon des Rätsels Lösung, wir befanden uns etwa 15 sm nördlich von Ijmuiden. Es ist nur zu verständlich, dass alle, aber ganz besonders auch wir Kadetten verärgert waren.- Wie gut es aber gewesen war, dass wir umgedreht sind, sahen wir erst am nächsten Morgen als wir den dicken Nebel bemerkten.
Nachdem wir uns so einigermassen ausgeschlafen hatten, machte unser Korporal Signaldienst mit uns.
Am Nachmittag übte unser Kadettenoffizier mit uns die Pflichtübungen am Barren durch, die wir bei der Abschlussprüfung alle können müssen. Ich werde mich noch ziemlich dahinter klemmen müssen. Es ist sehr schade, dass wir in der Schule keinen richtigen Turnunterricht gehabt haben.
Am Donnerstag haben wir immer den gleichen Dienst wie am Montag, sodass auch heute nicht viel zu berichten ist. Herr Obersteuermann Bloess liess eine Arbeit schreiben und zwar eine Koppelaufgabe. Da das Zeichnen sehr viel Spass macht, fiel mir auch diese Arbeit nicht schwer.
Ab heute läuft ein neuer Dienstplan und zwar fahren wir am Freitag nicht mehr in den Bunker sondern Sonnabends. Wir machten also Signaldienst und Unterricht bei unserem Korporal. Dem Unterricht wohnte unser Kadettenoffizier bei und zwar nahmen wir gerade die Themen Loge und Lote durch. Als er dann ein Waffenthema hören wollte, trugen wir die M.P. 40 vor. Wir merkten aber bald, dass dies Thema schon nicht mehr so fest sitzt wie zu Anfang. Aber schliesslich ist es auch kein Wunder, dass wir bei den vielen verschiedenen Waffen mit den vielen einzelnen Teilen nicht ganz klar kommen. Das Wichtigste ist doch, dass man mit der Handhabung und der Wirkungsweise vertraut ist.
Eine weitere Änderung unseres Dienstplanes ist, dass wir jeden Sonnabend/Sonntag im Bunker Bootswache haben und zwar vorläufig nur zusätzlich. Wir fahren also morgens wie gewöhnlich in den Bunker und machten Reinschiff auf den Booten mit.
Nachdem Mittagessen wollte ich mich gerade aufs Ohr hauen, als der Befehl kam, sofort Minen zu übernehmen, da um 16.00 Uhr seeklar sein sollte. Es dauerte dann auch nicht mehr allzu lange und die Busse trafen mit den Besatzungen ein. Kaum waren aber die Boote klar, als das Unternehmen wieder abgeblasen wurde. Nun hatten wir die nächsten Stunden genug Arbeit um das Boot wieder aufzuklaren.
Um 10.00 Uhr fuhren wir vom Bunker wieder zum Stützpunkt zurück. Dort unterzogen wir uns erst einmal einer gründlichen Reinigung um dann unser Sonntagsfrühstück nachzuholen.
Die Bootswache hat für uns den Vorteil, dass wir unsere Boote genau kennenlernen können. Schade ist nur, dass wir jetzt keinen Sonnabend/Sonntag mehr frei haben d.h. die, die einzeln auf einem Boot sind.
Heute sind die beiden ersten von uns in die Offiziersmesse eingeladen. Vorher gibt uns unser Kadettenoffizier noch einige Hinweise. Aller Anfang ist schwer, aber da er doch mal gemacht werden muss, ist es am besten möglichst früh.
Heute findet ,die schon vor einigen Tagen vorgesehene Fahrt nach Amsterdam, statt und zwar fahren die Boote „S80“, „83“, „86“ und „S94“ zur Entmagnetisierungsstelle. Wir Kadetten sind alle auf die vier Boote verteilt und besetzen das Ruder, den Maschinentelegraph oder sind als Signalgasten abgeteilt. Es ist nun das erste Mal, dass wir an Bord eine richtige Funktion auszufüllen haben. Wir sind alle mit grosser Begeisterung dabei. Auf der Hinfahrt habe ich den Maschinentelegraph bedient, während ich auf der Rückfahrt am Ruder stand. Es sieht bedeutend einfacher aus, als es ist. Selbst auf diesem ruhigen Wasser fährt das Boot laufend Kurven. Zwischen Autofahren und S-Boot steuern ist doch ein kleiner Unterschied!
Auf der Rückfahrt übten wir noch das Manöver „Boje über Bord“.
Am Nachmittag fiel der Offiziersunterricht aus und stattdessen zeigte uns unser Korporal das Hängemattenflechten. An diesem Tage haben wir wirklich eine Menge zugelernt.
Heute Nachmittag sollten wir nun das erste Mal Kuttersegeln. Gerade hatten wir den Mast aufgetakelt, als plötzlich Alarm gegeben wurde. In aller Eile zogen wir uns an und stiegen als Letzte in die bereitstehenden Busse. Der Alarm hatte zur Übung stattgefunden, um zu sehen in welcher Zeit die Flottille einsatzbereit sein kann. Ausserdem lief die gesamte Flottille zu einer Übungsfahrt aus, um gleichzeitig dabei „S86“ nach Rotterdam zu begleiten. So wurden drei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen. Leider aber mussten wir nach einer knappen Stunde umdrehen, da der Maschinentelegraph klemmte und somit ausfiel. Ausgerechnet jetzt, wo ich ihn bediente. Im Bunker reinigten wir solange die Waffen bis die anderen Boote von ihrer Fahrt zurückkehrten.
Der Vormittag verlief wie immer. Am Nachmittag war wieder einmal dienstlich schlafen befohlen, denn am Abend sollte ein Torpedoeinsatz steigen. Um Mitternacht wollten alle drei Flottillen auf dem englischen Nord-Süd Geleitzugweg stehen und zwar unsere Flottille am südlichen Flügel. Gegen 21.00 Uhr verliessen wir den Bunker. Noch innerhalb der Molenköpfe merkten wir, dass die See ziemlich bewegt war. „S 80“ fuhr heute als letztes Boot der Flottille. Das war bei dem Seegang doppelt ungünstig. Dauernd musste die Fahrt verändert werden, sodass ich mich, da ich wieder am Maschinentelegraph fuhr, über Langeweile nicht zu beklagen brauchte. Überhaupt bringt ja jede Seefahrt für uns immer wieder etwas Neues. Auf dem Rückmarsch z.B., den wir leider gegen 11.00 Uhr wegen dem zunehmenden Seegang antreten mussten, ging ich zum ersten Mal richtig Ruder. Den Marsch nach Amsterdam kann man ja nicht richtig rechnen.
Durch die achterlich stehende See wurde das Boot leicht aus dem richtigen Kurs geworfen und es war dann oft nicht ganz leicht wieder die alte Richtung aufzunehmen. Da sah ich vor allem wieder, dass die Übung das Wesentliche ist.
Heute Nachmittag sind wir nun das erste Mal gesegelt. Für das erste Mal ging es schon ganz gut, wenn auch noch einige Dinge zu ändern sind. Vor allem war es für zehn Mann sehr eng im Kutter, sodass man sich gegenseitig behinderte.
Gestern auf heute hatten wir wieder Bootswache. Ich hatte noch eine Menge zu tun, da die Besatzung am Vormittag mit dem Reinschiff nicht fertig geworden war.- Sonst gab es an beiden Tagen nichts besonderes.
Da unser Korporalschaftsführer noch in Urlaub ist, haben wir die ersten beiden Stunden- Arbeitsstunde und erledigen unsere Aufgaben für den Unterricht.
Am Nachmittag hatten wir zum ersten Mal Unterricht bei Herrn Oberfunkmeister Waltersbacher. Er hielt einen sehr interessanten Vortrag über den Funkverkehr innerhalb der Kriegsmarine.
Heute fährt die andere Hälfte der Boote nach Amsterdam zum Entmagnetisieren und zwar fahre ich auf...
Im Bunker lernen wir das Ausbringen des Lecksegels, nachdem wir erst auf den Booten waren und von der Nr. 1 unterrichtet wurden.
Am Nachmittag segelte unser Kadettenoffizier wieder mit uns. Es wehte ein anderer Wind als letztes Mal, sodass wir lausig aufpassen mussten, vor allem, da das Fahrwasser verhältnismässig schmal ist.
Der Signalmeister ist vom Urlaub wieder zurückgekehrt und nun haben wir auch wieder Unterricht bei ihm, den er heute mit dem Signalbuch beginnt. Es dauert nicht lange und wir haben uns wieder eingearbeitet.
Während die Flottille am Nachmittag zum Fussballspiel geht, haben wir bei unserem Obermaaten Kutterpullen.
Heute Nachmittag übte der „Ärger Karl“ Herr Kapitänleutnant Johannsen mit der ganzen Flottille die Verabschiedung unseres Flottillenchefs durch. Vier Kadetten sind als Fallreepsgaste abgeteilt.
Anschliessend hatten wir wieder Unterricht beim Oberfunkmeister, der heute das Ver- und Entschlüsseln eines Spruches mit uns durchnahm. Wir lernten dabei zum ersten Mal die Arbeit der Funker näher kennen und vor allem auch achten, denn sich da zurechtzufinden und mit grösster Schnelligkeit und Genauigkeit einen Spruch zu verarbeiten ist bestimmt nicht einfach.
Heute fährt die andere Hälfte der Flottille nach Amsterdam zum Entmagnetisieren und zwar fahre ich auf „S 98“ Wir Kadetten sind alle als Signalgaste abgeteilt. Ich habe dabei eine Menge zugelernt. Auf der Rückfahrt führten die einzelnen Boote selbstständig Rollenexercieren durch.
Am Nachmittag haben wir Unterricht bei unserem Kadettenoffizier. Er belehrt uns über das Verhalten in der Gefangenschaft. Es ist gut, dass man jetzt schon weiss, wie die Feinde aus einem Nachrichten herausziehen wollen. Anschliessend macht er mit uns noch eine Stunde Geräteturnen.
Auch heute fahren wir wieder in den Bunker und blieben bis Sonntagvormittag dort als Bootswache. Ich liess mir am Sonnabend nach dem Reinschiff von einem Funkgefreiten das U.K.- Gerät in grossen Zügen erklären. Nächstes Wochenende wollen wir damit fortfahren, denn es ist doch ziemlich kompliziert.
Als wir aus Ijmuiden zurückkamen, erfuhren wir, dass unser Flochef gesprochen hatte. Wir haben es alle sehr bereut nicht dabei gewesen zu sein, denn es war das letzte Mal, dass er zu seiner Flottille sprach.
Die ganzen letzten Tage wurde schon die Verabschiedung unseres Flochefs vorbereitet. Der „Ärger Karl“ wollte sie ähnlich wie es auf Schiffen üblich ist, aufziehen.
Um 14.00 Uhr fand die Musterung statt. Der Chef verabschiedete sich mit herzlichen Worten. Man spürte, wie ihm selbst der Abschied schwer fiel. Als Zeichen seines Dankes für die erwiesene Treue seiner Flottille liess er das Ritterkreuz und das Eichenlaub, die er in dieser Flottille erhielt, bei ihr zurück. Dann reichte er jedem noch einmal die Hand.
Der Chef wird sich wohl sehr gewundert haben, dass auf ihn keine Hurra ́s ausgebracht wurden, aber wir hatten ja eine Überraschung für ihn. Gegen 16.00 Uhr trat die ganze Flottille nochmals an und zwar auf dem jenseitigen Ufer unserer Gracht. Die Offiziere waren im Kutter, vier Kadetten von uns standen als Fallreepsgaste auf dem Anlegesteg. Nach einiger Zeit erschien unser Chef. Bevor er den Kutter betrat verabschiedete er sich nochmals von seinen Leuten,“...bleibt was ihr wart!“
Während Seite gepfiffen und geblasen wurde, bestieg er den Kutter. Unter den Klängen „Muss i denn, muss i denn... „ pullen die Offiziere unseren scheidenden Chef fort. Mit einem kräftigen dreifachen Hurra nahm die Flottille von ihm Abschied.
Im Bunker wurden wir von einem Sanitätsmaaten über die erste Hilfe auf einem Schnellboot unterrichtet. Wir lernten dabei die Abschnürung eines Gliedes, die Handhabung einer Spritze und noch viele andere wichtige Dinge. Anschliessend machten wir noch einige seemännische Arbeiten mit unserem Obermaaten.
Während wir sonst bei Kaptl. Johannsen Unterricht über die Torpedoschiesslehre gehabt haben, ist jetzt eine Änderung eingetreten und wir haben nun bei Herrn. Kaptl. Wendler Unterricht.
Der Signaldienst brachte nichts Neues. Wir wiederholen nochmals das Signalbuch.
Das Kutterpullen am Nachmittag machte uns sehr viel Freude. Wir schlängelten uns auf den Grachten durch die Gärten und Häuser bis wir auf Grund sassen und wieder umdrehen mussten. Wenn es auch etwas anstrengend war, war es eine schöne Fahrt.
Heute war wieder ein Tag an dem es eine Menge Neues zu lernen gab. Im Korporalschaftsführerunterricht lernten wir als nächstes Thema den Kompass, während der Obersteuermann uns das Legen einer Nebelwand beibrachte. Anschliessend hielt dann noch der Oberfunkmeister einen Vortrag über das Kriegsfunkverfahren. Ich muss immer wieder die Funker bewundern, die sich damit zurechtfinden.
Herr Oberleutnant Neugebauer gab die Arbeit zurück, die wir vor einigen Tagen geschrieben haben. Im Allgemeinen ist sie ganz gut ausgefallen.
Auch dieses Wochenende gehen wir wieder Bootswache. Es gibt eine ganze Menge zu tun. Am Sonntag ist einstündige Bereitschaft, sodass keiner an Land kann.
In Vertretung unseres Obersteuermanns liess heute Steuermannsmaat Lehmann eine kleine Koppelarbeit schreiben. Sie bereitete uns allen keine Schwierigkeiten.
Am Nachmittag hielt ein P.K. Berichter einen Lichtbildervortrag über die Schnellbootswaffe. Anschliessend zeigte er uns noch einige Aufnahmen aus Griechenland. Fast alle Bilder waren sehr schön, leider konnte man aber seinen Vortrag überhaupt nicht verstehen, da er zu leise sprach.
Heute fahren wir nicht in den Bunker, sondern machten Korporalschaftsführerunterricht in Anwesenheit unseres Kadettenoffiziers. Es ging quer durch die Last von der Patin-Kompassanlage bis zum M.G. 15. Den Abschluss bildete dann noch eine Stunde praktische Seemannschaft.
Der Oberfunkmeister setzte seinen Vortrag über die Funkerei fort. Als Neues trat die G.F.L. dazu.
Heute Nachmittag liest uns unser Kadettenoffizier aus einem neu erschienenen Heft vor und zwar handelt es vom Benehmen in der Messe und auch sonst im Allgemeinen. Das ist ja ein weitläufiges Thema, das sich nie ganz erschöpfen lässt. Wir werden sicher noch oft damit in Konflikt kommen und es ist daher gut, dass wir schon jetzt damit etwas vertraut gemacht werden.
Die Woche ist planmässig mit Korporalschaftsführer- und Navigationsunterricht, Signaldienst und Sport wieder zu Ende gegangen und heute hatten wir wieder Bootswache.
Es erwartete uns aber zum Wochenende noch etwas Besonderes. Wir fuhren nämlich richtig zum Einsatz und zwar gleich drei Tage nacheinander, am Sonnabend,Sonntag und Montag. Am Dienstag schliefen wir uns dann erstmal richtig wieder aus.
Unsere Begeisterung endlich mit dabei gewesen zu sein und eine richtige Feindfahrt gemacht zu haben, wird durch die schwere Verwundung unseres Kameraden Botz stark abgeschwächt. Wir können nur hoffen, dass seine Verwundung nicht so gefährlich ist, wie es ursprünglich aussieht.
Heute Vormittag sind wir alle im Bunker um die Boote wieder mit seeklar zu machen. Auf „S 80“ habe ich eine Menge zu tun, da die vordere 2 cm Flak ausgefallen ist, sodass wir sie vollkommen auseinander nehmen müssen.
So langsam beginnt wieder der normale Dienst, erst zwei Stunden M.G. 15, anschliessend den Rest des Tages Navigation.
Mit dem planmässigen Dienst hat es nicht lange gedauert. Schon am Montag wird wieder gefahren.
Am Dienstag (22.2.) Mittag war um 15.00 Uhr Musterung angesetzt. Unser neuer Chef Herr Korv.Kapt. Opdenhoff übernimmt mit einer kurzen Ansprache die Flottille.
Wir sind nicht wenig erstaunt, als es kurz danach heisst: die Busse fahren in ein paar Minuten. In Windeseile geht es zu einem erneuten Einsatz.
Nachdem wir am Mittwoch einhalbstündige Bereitschaft hatten und unten im Bunker auf den Booten geschlafen haben, geht es am Donnerstag und Freitag wieder raus.
Das Wochenende verläuft dagegen wieder ruhig mit Reinschiff, Zeugdienst usw. Am Montag nehmen wir nochmals gründlich das M.G. 15 durch und zwar hauptsächlich die Wirkungsweise. Das ist mal wieder etwas interessanter, als immer nur die Teile vortragen.
Am 29.2. fahren wir dann unseren letzten Einsatz im Monat Februar.
Gestern, Mittwoch haben wir uns nun erstmal gründlich ausgeschlafen. Die letzte Müdigkeit hat dann das Pullen am Nachmittag aus den Knochen getrieben.
Die letzten Tage vergingen also mit kleinen Unterbrechungen ziemlich gleichmässig: Vormittags wurde geschlafen, am Nachmittag entweder wieder schlafen oder etwas Dienst, abends ging es dann wieder mit den Bussen zum Bunker, erst bei Tagesanbruch kamen wir dann vom Einsatz wieder zurück.
Heute war nun ein Wiederholungstag, sowohl im Korporalschaftsführer-, als auch im Navigationsunterricht. Langsam kamen wir wieder in den Stoff hinein.
„Gross-Reinschiff“, das ist das Motto des heutigen Sonnabends. Da unser Flochef uns Anfang nächster Woche „besuchen“ will, wird unser Bau mal wieder anständig aufgeklart.
Um 16.00 Uhr war Stuben- und Spindmusterung angesetzt, die aber ausfiel, da unser Kadettenoffizier nicht anwesend war. Na Hauptsache war ja das unser Zeug und die Spinde mal wieder anständig aufgeklart wurden und das war nun auch gründlichst erfolgt, sodass wir am Spätnachmittag mit gutem Gewissen an Land gehen konnten.
Das kam nun mal wieder richtig! Gestern Abend einhalbstündige Bereitschaft, sodass wir erst heute morgen und ausserdem ziemlich dreckig aus dem Bunker zurückkommen. Ausgerechnet heute, wo uns der Flochef besichtigen will. Gestern Abend machten „S 86“ und wir noch eine kleine Probefahrt zum Einschiessen des Raketenapparates. Schade, dass ich als Maschinentelegraph fuhr, so konnte ich nur einen Teil des Feuerzaubers sehen. Hoffentlich können wir die L.G. ́s und Granaten auch bald im Ernstfall ausprobieren.
Um 9.00 Uhr kommt nun der Flochef mit unserem Kadettenoffizier. Der Dienst haut ganz ordentlich hin. Anschliessend zeigt uns unser Flochef nochmals unsere Aufgaben als Seekadetten hier in der Flottille. Ausserdem erkundigt er sich nach unserem Verhältnis zu den Besatzungen.
Den Rest des Vormittages füllt ein ruhiges Kutterpullen aus, während am Nachmittag ein Unterhaltungsorchester mit Evelyn Künicke uns ein paar fröhliche Stunden bereitet.
Im Signaldienst machten wir wieder Morsen und Winken nach Zeit. Anschliessend stieg ein Schlagballspiel mit unserem Kadettenoffizier. Eine fabelhafte Abwechselung.
Heute schrieben wir schon wieder eine Navigationsarbeit. Hauptsächlich behandelte sie die Chronometerrechnung Wenn man erst mal dahinter gekommen ist, bereitet auch der Chronometer weiter keine Schwierigkeiten.
Während der letzten drei Tage fand hier in unserem Stützpunkt eine Offizierstagung des F.d.S. Verbandes statt. Den Abschluss bildete eine kleine eindrucksvolle Feier. Dazu waren wir zum Singen abgeteilt.
Zum Wochenende gingen wir wieder auf den Booten Wache. „S 80“ lag wegen einer kleinen Beschädigung des Ruderblattes im Ijmuidener Schwimmdock. Da die ganze Zeit immer ein Posten aufgezogen sein muss, gingen wir zu viert Wache. Sonst gab es auch im Dock nichts Besonderes.
Ganz überraschend traf uns heute die Nachricht von unserem Korporal, dass unsere Abschlussbesichtigung bereits am nächsten Montag stattfinden soll. Das hatten wir alle so früh nicht erwartet, aber unser Kadettenoffizier fährt ja Ende diesen Monats nach Deutschland, um ein neues Boot zu holen und da muss dann ja die Besichtigung vorher stattgefunden haben.
Heute sind wir seit längerer Zeit zum Dienst mal wieder im Bunker unten. Ein Bootsmaat führt mit uns Geschützexercieren mit der 4 cm Flak 28 durch. Ich hatte mir das etwas anders vorgestellt, nämlich, dass wir erst mal die Waffe näher kennenlernen. Jetzt sind wir 1,5 Stunden um das Geschütz herumgeflitzt, aber gelernt habe ich so gut wie nichts.
Anschliessend hatten wir Gelegenheit einen Kameraden beim Tauchen zuzusehen. Leider waren aber seine Bemühungen, eine Akkuzelle heraufzuholen, erfolglos.
Am Nachmittag gibt uns unser Kadettenoffizier einige Hinweise zur Besichtigung. Anschliessend las er uns einen Ausschnitt aus der Rede unseres Grossadmirals, die er auf der MKS gehalten hatte, vor. Schade, dass wir sie nicht aus seinem eigenen Mund gehört haben. Im weiteren Verlauf des Nachmittages nahm Herr Kaptlt. Wendler den Schluss der Torpedoschiesslehre durch und wiederholte das Übrige nochmals. Ausserdem fand noch eine Signalprüfung und zwar im Winken statt.
Die Crew VI1/43 trauert um ihren Crewkameraden Hilmar Schneider, der am 24. September 2013 im Alter von 88 Jahren verstorben ist, zwölf Tage nach seiner Diamantenen Hochzeit, die er noch gemeinsam mit seiner Familie feiern konnte.
In Kiel geboren und in einem maritim geprägten Elternhaus aufgewachsen, bewarb er sich bei der Kriegsmarine und wurde im Juli 1943, im Alter von 17 Jahren, als Seeoffizieranwärter einberufen. Nach der Grundausbildung auf dem Dänholm erhielt er für das folgende Bordpraktikum sein Wunschkommando auf einem Schnellboot. Von Oktober 1943 an nahm er für ein halbes Jahr an den Einsätzen der 2. Schnellboot-Flottille im englischen Kanal teil. Nach sechs weiteren Ausbildungsmonaten auf der Marine-Kriegsschule Mürwik erhielt er als Fähnrich zur See sein nächstes Bordkommando. Als Wachoffizier fuhr er bis zum Kriegsende auf einem U- Boot-Jäger der 3. U-Jagdflottille in der Ostsee. Nach der Außerdienststellung seines U-Boot-Jägers wurde er Kommandant eines für die Vermessungsabteilung des unter britischer Aufsicht stehenden Deutschen Minenräumdienstes fahrenden Vermessungsbootes. Im April 1947 schied er aus dem Minenräumdienst aus und ging als vermessungstechnischer Angestellter zum Deutschen Hydrographischen Institut. Nach einem vermessungstechnischen Studium an der Bauschule in Hamburg kehrte er als Vermessungsingenieur zum Deutschen Hydrographischen Institut zurück, zunächst als Vermessungsgruppenleiter um dann Kapitän eines Vermessungsschiffes zu werden. Im Januar 1957 trat er als Leutnant zur See in die Bundesmarine ein und durchlief eine anderthalbjährige Ausbildung zum Flugzeugführer in der amerikanischen Marine. Aus den U.S.A. zurückgekehrt, kam er zu der in Aufstellung befindlichen Marine-U- Jagdstaffel in Schleswig-Jagel und flog bis zum Dezember 1962 als Flugzeugführer das U-Jagdflugzeug Fairey Gannet. Da an vielen Stellen der noch im Aufbau befindlichen Bundeswehr Offiziere mit fliegerischer Erfahrung benötigt wurden, musste er für zwei Jahre als Lehrstabsoffizier für Flugunfallverhütung und -Untersuchung an die Höhere Technische Schule der Luftwaffe nach Neubiberg. Zu den Marinefliegern zurückgekehrt, wurde er zunächst Kommandeur der Fliegenden Gruppe und anschließend Stellvertretender Kommodore des Marinefliegergeschwaders 3 »Graf Zeppelin« in Nordholz.In diesen Positionen war er maßgeblich an der Umrüstung des Geschwaders von der Fairey Gannet auf die Breguet Atlantic beteiligt. Es folgten Stabsverwendungen beim Befehlshaber der Seestreitkräfte der Nordsee und in der Flottille der Marineflieger, ehe er im Oktober 1971 Kommodore des Marinefliegergeschwaders 5, des Marine-Dienst- und Seenotgeschwaders, in Kiel-Holtenau wurde. Wie bereits zuvor fiel auch in seine Zeit beim Marinefliegergeschwader 5 die Einführung eines größeren und leistungsfähigeren Einsatzmittels, des Sikorsky Seaking- Hubschraubers für den Such- und Rettungsdienst. Eine Aufgabe, die er mit großer Umsicht und Durchsetzungsfähigkeit bewältigte. 1975 musste er von den Marinefliegern Abschied nehmen. Aber mit der Verwendung als Verteidigungsattache bei der Deutschen Botschaft in Neu Delhi erhielt er erneut eine herausfordernde, hochinteressante Aufgabe. In seinen letzten Dienstjahren leitete er im Bundesministerium der Verteidigung das Referat für die Infrastruktur der Marine. Ein Arbeitsgebiet, in dem er seine Vorkenntnisse von der Bauschule sowie die Erfahrungen vom Aufbau der verschiedenen Marinefliegerhorste erfolgreich zum Tragen bringen konnte.
Die Pensionierung am 30. September 1984 bedeutete für ihn keinen Ruhestand. Mit dem Lions Club erschloss er sich ein neues Wirkungsfeld. Als Mitbegründer des Lions Clubs Bonn-Rhenobacum, als Präsident dieses Clubs, als Distrikt Governor für den Distrikt Rheinland sowie als Vorsitzender des deutschen Governorrats und damit höchster deutscher Lion war er für die Lions international aktiv. Mit der Einführung des Schulprogramms »Lions-Quest - Erwachsen werden«, das der Gewalt-, Drogen- und Alkoholprävention in deutschen Schulen dient, erwarb er sich besondere Verdienste, für die er im Juni dieses Jahres mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Zu seinen Marineflieger- und Crewkameraden hielt er bis in die letzte Zeit hinein Kontakt.
Die Übertragung der handschriftlichen Aufzeichnungen des Logbuchs in digitale Form erfolgte durch J.H. Schmidt mit freundlicher Genehmigung durch Fam. Schneider.