Eine Chronik des Bootes in Bild und Text von der Indienststellung am 03.06.1944 bis zur Versenkung im September 1949
"Kameraden!"
"Heute ist endlich der von uns allen lang ersehnte Tag gekommen, der uns schon einmal greifbar nahe schien dann aber wieder in eine für uns weit erscheinende Ferne entrückt wurde, der Tag, an dem wir unser Boot in Dienst stellen dürfen. In monatelanger, mühevoller Arbeit hat die Werft dieses Boot gebaut, daß von nun an unsere Heimat sein wird. Ich möchte der Werft hiermit für ihre geleistete Arbeit danken und ihr gleichzeitig die Versicherung geben, daß wir ihre Arbeit stets achten werden und das Boot seiner Bestimmung gemäß zu einem schlagkräftigen Kampfinstrument machen wollen."
"Mit dem heutigen Tage werden wir in die große Gemeinschaft der deutschen U-Bootswaffe eingereiht. Es ist für uns eine große Ehre, Angehörige einer Waffe zu sein, die bereits im vorigen Weltkrieg so glänzende Taten vollbracht und in diesem Kriege so gewaltige Erfolge errungen hat. Es ist aber auch unsere Pflicht, den Männern und ihren tapferen Besatzungen nachzueifern, die in allen Zeiten leuchtende Vorbilder der deutschen U-Bootswaffe sein werden, Männern wie Weddigen, Saltzwedel, Lohs, Prien, Schepke und Endraß und sich ihrer würdig zu erweisen. Es wird unsere, der jungen U-Bootsbesatzungen Aufgabe sein, den Kampf, den diese Männer so erfolgreich begonnen haben, fortzuführen und ihn bis zur letzten Konsequenz durchzukämpfen."
"Wenn es im Augenblick um die U-Bootwaffe auch etwas still geworden ist, so ist das für uns kein Grund die Köpfe hängen zu lassen. Wir als Soldaten dürfen nie den Glauben an unsere Waffe verlieren, denn wer nicht an seine Waffe glaubt, der wird mit ihr auch keine Erfolge erringen können. Aber nach den Worten unseres Oberbefehlshabers wird die U-Bootswaffe einmal die Waffe sein, welche an der Entscheidung dieses Krieges maßgeblich Anteil hat. Und darauf können wir uns verlassen."
"Und so wollen wir nun unser Boot übernehmen im Glauben an unsere Waffe, im Vertrauen auf unseren Befehlshaber und in unerschütterlicher Treue zu unserem Führer!"
Anmerkung: An dieser Stelle der Vorlage sind alle Besatzungsmitglieder mit Bild, Funktion und Namen aufgeführt. Zu finden sind diese in der Crewliste des HMA:
Drei Tage nach der Indienststellung verließ U 1105, am Tag der Invasion, Emden, zum Marsch nach Kiel.
Vor der Schleuse hätten wir beinahe schon einen Schleppzug auf die Hörner genommen. Aber der liebe Gott hat nach in letzter Minute seinen Daumen dazwischen gehalten. Vielleicht war auch das geistesgegenwärtige Außenbords werfen der zum Abschied empfangenen Blumensträuße durch den I.W.0. unsere Rettung. So begann unsere erste Seefahrt!
Die Kanalfahrt verlief bei herrlichstem Wetter. Beim Passieren der Reichskolonialschule Rendsburg sandte auch unser Boot traditionsgemäß Grüße hinüber.
8.6. - 27.6.1944 U.A.K. (UBoots Abnahme Kommando) Kiel.
Tauchen, Trimmversuche, Schnorcheln, Modelltorpedoschießen, Kompensieren, Funkbeschickung usw. Eine Erprobung jagte die andere, häufig unterbrochen von Fliegeralarm. Aber trotz Sperren, Bojen, Tonnen und dichtem künstlichem Nebel fand U 1105 immer den schützenden U-Bootsbunker.
In Kiel fehlte es auch nicht an amüsanten Episoden. Während der I.W.O. die Tiefe des Kieler Hafens auf elegante Art und Weise zu ergründen suchte, probierte es Btsmt. Erdmann mit seiner Armbanduhr. Der freiwillige Taucher hatte aber leider keinen Erfolg, sondern ließ sogar noch einen Bleischuh unten.
Nach Abhorchversuchen am 27.6.1944 vor Sonderburg wurde der Weitermarsch nach Swinemünde angetreten.
Vom 28.6.-30.6.1944 fand bei der Flakschule VII eine zünftige Flakausbildung statt, an der Seeleute und Heizer teilnahmen.
Am 1.7. verließen wir die Flakschule und traten bei herrlichem Wetter die Fahrt nach Danzig an. Einen Tag später machte das Boot an der Pier des U.A.K. im Kaiserhafen fest. Vor uns lag das Wohnschiff IBERIA.
Danzig!
Ein Begriff für jeden U-Bootsfahrer der mit vielen zarten Banden verbunden ist. Worte wie "Tobis", Strand Heubude und Zoppot hatten für jeden von uns Klang und Ruf und rufen schon beim Hören die herrlichsten Erinnerungen, die damit verbunden sind. wach.
Vor der Küste Helas wurden das erste Tieftauchen und Meilenfahrten durchgeführt. Vom 4.7 - 27.7.1944 mußten wir leider infolge einer kleinen Batteriepanne "Holms Bastelstuben" aufsuchen. Aber trotzdem hat niemand den 4-wöchigen Aufenthalt in Danzig bereut.
Am 28.7.1944 ging es zur 19.U-Flottille nach Pillau, um dort trockentaktische Geleitzugübungen, Flugzeugerkennungsdienst sowie allgemeine Bootsmanöver und Fahrübungen durchzuführen. Einzelausbildung in der Danziger Bucht schloß sich an.
Von Pillau kommend landeten wir am 4.8.1944 in Hela. "Hela" dieser Name hat Klang bei der U-Waffe! Einöde und ein strammer Dienstplan sind die charakteristischen Merkmale dieser Ausbildungsstätte. Unter der Leitung eines vielbefahrenen „Kommissars" wurde das Boot in Tauchquadranten und Op.- Gebieten in 5 Übungen umgekrempelt. Mancher Schweißtropfen entrollte der Stirn. Tollste eingelegte Ausfälle wurden behoben. Man soll auch von höherer Seite des öfteren aus der Zentrale den Ruf vernommen haben: "Herr laß’ Abend werden!" Es ging alles nach dem Motto: hart, aber ungerecht. Dafür gewöhnte sich jeder an die unmöglichsten Lastigkeiten. Der vielbesagte Schnorchelmast wurde ebenfalls erprobt. Druckunterschiede bis zu 500mb (Millibar, Druckeinheit, heute Hektopascal) schraubten dabei manches harte Männerauge weiter heraus. Ein Ruhetag in Gotenhafen wurde zu einem Bordfest ausgenutzt.
Vom 17.8. - 5.9.44 lag das Boot in Unterbrechung der Agru- Frontausbildung (Technische Ausbildungsgruppe für Front-U-Boote) wegen Überholungsarbeiten wieder in der Holmwerft Danzig.
Anschließend wurden die Übungen in Hela fortgesetzt und am 13.9.1944 mit der Verleihung des roten Winkels beendet.
An die Agru-Front schloß sich die vortaktische Ausbildung bei der 20. U-Flottille vom 15.-23.9.1944 an. Die gesamte mittlere Ostsee wurde durchpflügt. Hier wechselten Flieger- Angriffs- und Vorsetzübungen mit schulmäßigem Fühlungshalten und Geleitzugaufgaben ab. An Schiffsführung, Steuerei, Brückenpersonal, Maschine und Funkerei wurden dabei hohe Anforderungen gestellt. Beim Verbandsfahren übte unser Nachbarboot eines Tages eine dermaßen Anziehungskraft aus, daß der „Schwarze Panther” es nicht unterlassen konnte, sich an ihm zu scheuern. Mit leichten Schamfielungen auf beider Seiten ging es aber glimpflich ab.
Ein Unglück kommt selten allein! So dachte niemand beim abendlichen Einlaufen in Danzig am 27.9.1944 daran, daß die Tarnpier auch einmal niedriger als das ausgefahrene Sehrohr sein könnte.
Im Anbetracht des Geburtstags des Kommandanten konnte die Sache am anderen Tage mit einem Schnaps und einigen Zigarren wieder "eingebogen" werden.
Vom 2.-21.10.1944 lag U 1105 im Dock der Deutschen Werke Gotenhafen. Am 23.10. marschierten wir dann nach Pillau, wo T.E.K.- Erprobungen (Torpedoerprobungskommando) durchgeführt wurden und anschließend die Schießausbildung vom 27.10.-6.11.1944 bei der 26. U.-Flottille. Hier gab’s viel Arbeit und wenig Schlaf. Tag-und Nacht- schießen über und unter Wasser wechselte mit Rekordzeiten bei der Torpedoübernahme ab. Nebenbei ließ sich eine kleine Ramming mit einem kleinen Torpedofangboot nicht vermeiden, das aber gottlob nur Blechschaden verursachte. Als Endergebnis des Schießens konnten wir jedenfalls 85 Prozent Treffer, darunter 22 Treffer "Mitte” buchen.
Bis zum 14.11.1944 folgte Einzelausbildung in See bei der sich die seemännischen Nummern I und II als besonders gute Lachsfänger auszeichneten. Mit dem Flottillenstander des Chefs der 26.U.-Flottille am Flaggenstock marschierten wir am 14.11.1944 nach Danzig zurück.
Die am 20.11.1944 beginnenden taktischen Übungen waren die Krone der gesamten Heimatausbildung. Die zeitweise blau- grün aufgewühlte Ostsee wurde von der Danziger Bucht bis Bornholm mit groBer Fahrt mehrmals durchpflügt. Ein Geleitzug nachdem andern war unter bzw. Über Wasser das Angriffsziel. Dabei wurden wiederum am Boot und Besatzung hohe Anforderungen gestellt.
Die Diesel liefen dank der guten Pflege und Wartung tadellos wie Nähmaschinen fast nur "Gustav Fritz" (= GF = Große Fahrt, eine hohe Fahrstufe). Auch hier gab es ein Jubiläum zu feiern: die 10.000.000ste Umdrehung.
Im Turm hörte man den UTWL laufend "Deckung, Deckung" brüllen - sonst konnte man ihn in der Kombüse sehen, wo er Kartoffelsalat - seine "Spezialität" mengte. Nachdem der Angriffsgeist unseres Bootes in einem Funkspruch der "Führung" als beispielhaft dargestellt war und wir auch ein: "U 1105 gut gemacht" in die FT- Kladde (Funk-Kladde) eintragen konnten,
Damit war für uns die Heimatausbildung beendet und wir wurden nach einer Musterung durch den F.d.U. Kapitän zur See Schütze, aus der Ausbildung entlassen.
Bevor wir aber die Fahrt zur Restarbeitswerft Wilhelmshafen antraten, ging es am 29.11. zunächst noch einmal nach Hela wo wir L.I.- Schüler fahren mußten. Am 4.12. konnten wir Hela endgültig das letzte Mal auslaufend passieren. Am anderen Morgen wurde das Boot von der 8.U-Flottille entlassen und seeklar für die Fahrt nach Swinemünde gemacht. Hier statten wir der Flakschule noch einmal einen Besuch ab. Von morgens bis abends "Raste der Verschluß wieder um die Lafette." Nach Beendigung des Funktions- und Übungsschießens setzten wir uns am 13.12. endgültig nach der "Perle der Nordsee" in Marsch, das uns am 16.12.1944 um 0100 Uhr die Schleusentore öffnete.
Während das Boot der Kriegsmarinewerft zu Restarbeiten anvertraut wurde, konnte die Besatzung törnweise den verdienten Urlaub antreten.
Nach dem Ausdocken in Wilhelmshaven ging es durch den KW- Kanal nach Kiel zur Endausrüstung für die Feindfahrt:
unterbrochen durch Fliegeralarm und Schutzsuchend im U-Bootsbunker.
Anfang April 1945 auslaufen aus Kiel gemeinsam mit U 2328, Oblt. z.S. Lawrence, einem Typ XXIII- Boot, durch den großen Belt, Kattegat zum Oslofjord. In Horten fand ein letztes Schnorcheltraining mit Funktionsprüfung der technischen Anlage statt.
Während U 2328 nach Larwik lief, gingen wir nach Kristiansand an der Südküste Norwegens. Wegen starker englischer Luftüberwachung konnte nur unter Wasser marschiert werden. In Kristiansand trafen wir U 1228, Oblt. z.S. Marienfeld, ein Typ IX- Boot, mit dem wir dann zusammen am nächsten Abend bei Dunkelheit ausliefen. Ein Vorpostenboot geleitete uns bis Punkt "Krieger" in der Höhe von Kap Lindesnes. Dort trennten sich unsere Wege und U 1105 nahm Kurs auf Fair- Island zwischen den Orkney- und Shetland- Inseln.
Unser Operationsbefehl sah vor, wegen der starken See- und Luftüberwachung die Shetlands nördlich zu umfahren und zwischen diesen und den Faröer- Inseln den Atlantik zu erreichen. Als Operationsgebiet war uns ein Großquadrat vor der Westküste Irlands zugewiesen, das die Geleitzüge von Halifax und Neufundland U.S.A. zum Nordkanal passieren mussten.
Da das Seegebiet zwischen den Faröer und Shetlands ebenfalls sehr stark überwacht war, und in der letzten Zeit dort viele Boote verloren gegangen waren, entschloss sich der Kommandant, trotz des damit verbundenen Risikos doch die Fair-Passage zu nehmen. Der Kurs war auf die nördliche Passage abgesteckt, so dass Fair-Island an Backbordseite passiert werden musste.
Obwohl die Schiffsortbestimmung bei der ständigen Unterwasserfahrt nur durch Koppeln und evtl. - Lotreihen möglich war und somit große Ungenauigkeiten beinhaltete, bekamen wir die Insel ziemlich genau an Steuerbordseite. Durch das Sehrohr war der Leuchtturm und Autoverkehr auf der Insel gut zu erkennen.
Mehreren mit Asdic suchenden Bewachungsfahrzeugen entzogen wir uns durch Fahrt in grösseren Tiefen. Nachdem wir die Orkneys und Shetlands gut hinter uns gelassen hatten, wurde etwa ab 60 Grad Nord 9 Grad West Kurs auf Südwest geändert. Ein grosses Englisches Minensperrgebiet unterfuhren wir in 100 Metern Wassertiefe. Als wir bei 58 Grad Nord und 9 Grad West die Höhe der Hebriden erreicht hatten, gingen wir auf Kurs 180 Grad, der uns direkt in unser Operationsgebiet führen sollte.
Jetzt wurde auch das erste Mal für eine Viertelstunde aufgetaucht, um den ersten Funkspruch mit unserer Standortmeldung abzugeben und die angesammelten Küchenabfälle Außenbords zu Schütten: Auf der Weiterfahrt kam die Inselgruppe St. Kildain Sicht, die den Hebriden vorgelagert ist.
Bis zum Eintreffen im Operationsgebiet verlief die Fahrt ohne Zwischenfälle. Je mehr wir uns dem Seegebiet vor dem Nordkanal näherten, umso mehr Schraubengeräusche von Bewachungsfahrzeugen und entferntes Grummeln von Wasserbomben wurde im Horchgerät registriert. In der Broadhaven Bay dicht unter der felsigen Küste Irlands wurde noch einmal aufgetaucht, um eine Reparatur am Schnorchel vorzunehmen. wir waren so dicht an der Küste, dass man mit bloßem Auge die Lichter, Reklamen und Autos sehen konnte.
Am folgenden Abend meldete der Funkraum Schraubengeräusche eines Kriegsschiffes in größerer Entfernung, wir gingen daraufhin auf Sehrohrtiefe und sahen zu unserer Überraschung einen großen Zweischornstein- Zerstörer im hellen Mondlicht in idealer Schussposition, leider kamen wir nicht zum Schuss, da er während des Klarmachens der Torpedorohre auf uns zulief und wir auf Tiefe gehen mussten.
Am 27, April 1945 morgens wurden wiederum Schraubengeräusche gemeldet, und wir bekamen eine Suchgruppe, bestehend aus drei Fregatten in Sicht, auf die wir einen Angriff fuhren. Als wir auf etwa 2000 m Entfernung einen “Zaunkönig” (Geräuschtorpedo) geschossen hatten, schor plötzlich eine Fregatte aus dem Verband aus und lief auf uns zu, sie hatte uns offensichtlich entdeckt, auf etwa 900 m Entfernung schoss der Kommandant bei Bug rechts und spitzer Lage noch einen LUT (Lageunabhängigen Torpedo) als sogenannten Zerstörerabwehr- Schuss und ging mit dem Boot sofort auf 100m Tiefe.
Nach 50 Sekunden erfolgte eine Detonation - unser Torpedo hatte getroffen. Kurz darauf gab es eine zweite Detonation, auch der "Zaunkönig” hatte sein Ziel erreicht, ob die gleiche Fregatte oder eine andere des Verbandes getroffen war, konnten wir nicht feststellen: Einwandfrei waren die Sinkgeräusche nicht nur im Horchgerät, sondern mit bloßem Ohr an der Bordwand zu hören, es folgten dann noch einige weitere Explosionen - entweder Kessel der Fregatte oder an deren Deck befindliche Wasserbomben, um welches Schiff es sich handelte, erfuhren wir erst aus dem Buch “Chronik des Seekrieges 1939-45” von Rohwer u.G., Hümmelchen, Stalling-Verlag, wo auf Seite 539 folgendes berichtet wird:
"Im Gebiet der Hebriden und des Nordkanals legt U 218 (Kptl. Stock) eine Minensperre im Clyde. U 636 wird durch die DEs BAZELY, DRURY und BENTNICK der 4TH Escort Group versenkt.
U 293 (Kptl. Klingspor) oder U 956 (Kptl. Mohs) versenken 1 Schiff mit 878 BRT, U 1105 (Oblt. z.S. Schwarz) torpediert den DE REDMILL und entkommt der Sonar-Ortung seiner Verfolger Dank seiner “Alberich”- Haut.
Bei der REDMILL handelt es sich um einen Geleit Zerstörer von 1300 Tonnen Wasserverdrängung und 25 kn Geschwindigkeit. Er gehört zur 2. Division der 21. Escort Group.
Die übrigen Boote der Suchgruppe verfolgten uns mit Wasserbomben, jedoch ohne Erfolg. Inzwischen ließ sich U 1105 auf der angesteuerten Tiefe von 100 m nicht halten, sondern sackte immer weiter durch. Um das Boot aufzufangen, wurden bei jeder Wabo-Serie die Lenzpumpen angestellt. Der Tiefenmesser zeigte 140, 150, 160 m an -Tendenz weiter fallend.
Bei 172 m gab es plötzlich Grundberührung. Das Boot rutschte noch etwas auf dem weichen Sand längs, dann stellten wir die Maschinen ab, nahmen 2 Tonnen Untertrieb herein und blieben an Ort und Stelle liegen, ein Stein fiel uns vom Herzen!
Inzwischen hatten die Verfolger auf See Verstärkung bekommen und suchten systematisch mit Hilfe ihrer Asdic-Ortung. Dank unserer “Alberich”-Anlage und der Tatsache, dass wir auf Grund lagen, wurde U 1105 jedoch nicht erfasst. Insgesamt wurden 299 Wasserbomben gezählt. Ein leichter Wassereinbruch konnte schnell behoben werden. Die Wabo-Serien entfernten sich immer mehr.
Nach insgesamt 31 Stunden - gegen 16 Uhr des folgenden Tages - lösten wir uns vom Grund und gingen auf Sehrohrtiefe: da die Suchgruppe weit entfernt war, setzten wir uns aus diesem jetzt gefährdeten Gebiet ab in Richtung Tory Island. Hier war wenig Schiffsverkehr, so dass wir nach einigen Tagen wieder in das zugewiesene Operationsgebiet bei Black Rock zurückkehrten.
Die über Funk erhaltenen Nachrichten aus der Heimat kündigten das Ende des Krieges an. Am 4. Mai 1945 erhielten alle in See befindlichen Boote den Befehl, die Kampfhandlungen einzustellen.
Der letzte Tagesbefehl des B.d.U, vom 6.5.45 endete mit den Worten: „Kameraden! Bewahrt euch euren tapferen Uboot Geist, mit dem ihr die langen Jahre hindurch tapfer, zäh und unbeirrt gekämpft habt, auch in Zukunft zum Besten unseres Vaterlandes. Es lebe Deutschland! Euer Großadmiral.“
Wir tauchten also auf und fuhren in Richtung des nächsten feindlichen Hafens. Nach einiger Zeit kam ein britisches Prisenkommando an Bord, auf dessen Weisung wir mit anderen U-Booten zusammen durch die North Minch nach Loch Alsh, einem Stützpunkt britischer U-Jagd- Gruppen, fuhren. Hier fand ein erstes Verhör des Kommandanten durch englische Seeoffiziere statt, außerdem musste der größere Teil der Besatzung das Boot verlassen und auf ein Transportschiff übersteigen.
Mit der Restbesatzung ging U 1105 dann an einem der nächsten Tage im Konvoi mit 7 anderen U-Booten, begleitet von Fregatten und Flugzeugen durch die Little Minch nach Lisahally bei London Derry in Nordirland.
Der L.I. (Oblt. Ing.d.Res. Larsen) blieb mit einer ausgesuchten Crew von technischen Besatzungsmitgliedern an Bord zurück. Er erhielt von den Engländern den Auftrag, ein “Päckchen” von 5 U-Booten in Ordnung zu halten. Die restliche Besatzung hat den Weg in die britische Gefangenschaft angetreten.
U 1105 wurde später als Kriegsbeute an die USA ausgeliefert.