Im Zuge des geplanten deutschen Angriffes in Richtung Stalingrad und den Ölgebieten im Kaukasus schien 1942 die Einnahme der Stadt Machatschkala am Kaspischen Meer nicht mehr unmöglich. Daher wurde von der Marine verlangt, flachgehende Artillerieleichter mit Antrieb für dieses Seegebiet bereitzustellen. Diese sollten bei gutem Wetter auch Fahrzeuge und Truppen transportieren, aber in erster Linie die umfangreichen sowjetischen Öltransporte von Baku nach Astrachan im Kampfeinsatz unterbinden.
Da die herkömmlichen Marinefährprähme (MFP) wegen fehlender Straßen- oder Eisenbahnverladbarkeit nicht in das Kaspische Meer gelangen konnten, wurde 1942 eine Neukonstruktion in Angriff genommen, der folgende Eigenschaften zugrunde lagen:
Dieses neue Landungsfahrzeug wurde ursprünglich als Artilleriemotorleichter (AML) bezeichnet und am 30.09.1942 erging für 12 Einheiten (AML 1 bis 12) der Bauauftrag, was hier --> nachzulesen ist. Erst am 30.03.1943 erhielt dieser Typ dann seine endgültige Bezeichnung Marineartillerieleichter (MAL).
Diese 12 Einheiten, auch als Typ I bezeichnet, bestanden aus jeweils zehn, auf Eisenbahnwaggons oder Spezial-Lastkraftwagen verladbaren Sektionen von maximal 18 t Gewicht, wobei neun wasserdichte Pontons mit durchschnittlich 10,0 m Länge, 2,5 m Breite und 2,0 m Höhe den Rumpf bildeten und die zehnte Sektion das Deckhaus darstellte. Zum Transport eines vollständigen MAL benötigte man übrigens 13 Eisenbahnwaggons!
Die einzelnen Pontons wurden durch simple Bolzenkupplungen miteinander verbunden und die entstehenden Trennfugen anschließend mit Beton ausgefüllt. Ebenso wurde die Innenseite des Schanzkleides mit Beton ausgegossen, was als zusätzliche Panzerung diente. Mit Hilfe eines 20 t – Kranes dauerte der Zusammenbau des Schiffskörpers im Wasser nur sechs Stunden, das Aufstellen des Deckhauses und der Bewaffnung weitere ein oder auch zwei Tage.
Als Antrieb wählte man Dieselmotoren vom selben Typ, wie sie auch auf den MFP´s verwendet wurden. Allerdings gelangten auf dem neuen Landungsfahrzeug nur zwei Motore zum Einbau, während die MFP´s von drei Maschinen angetrieben wurden.
Zum Bau eines Leichters ohne Motore, Geräte und Bewaffnung mussten 26.100 Arbeitsstunden aufgewendet werden. Der Eisenbedarf betrug 122,4 t und an Holz waren 26,4 m³ notwendig.
In ihrer Sekundärrolle als Nachschubfahrzeug - also ohne den beiden 8,8 cm Geschützen - konnten über See 60 t Ladung auf einer Deckfläche von 180 m² untergebracht werden, was einer Transportkapazität von 200 voll ausgerüsteten Soldaten oder sechs Lastkraftwagen entsprach. Allerdings konnten über kurze Strecken im Fährverkehr sogar 300 Mann an Bord genommen werden und die maximale Tragfähigkeit betrug 80 t. Das Be- und Entladen von Fahrzeugen erfolgte über einfache, bedarfsweise auszubringende Spurbahnträger und nicht über eine praktische, aber relativ aufwendige Landeklappe wie auf den bewährten MFP´s.
Ihr eigentlich vorgesehenes Einsatzgebiet, das Kaspische Meer, kam infolge des Kriegsverlaufes nie unter deutschen Einfluss. Vier Boote wurden daher im Mittelmeer eingesetzt, der Großteil wurde jedoch in der 3. Artillerieträgerflottille im Schwarzen Meer zusammengefasst, wo wertvolle Erfahrungen mit diesem neuen Typ gesammelt werden konnten. Details dazu können hier --> nachgelesen werden.
Der folgende und verbesserte Typ Ia, von dem MAL 13 bis 24 am 22.01.1943 und MAL 25 bis 36 am 12.04.1943 in Auftrag gegeben wurden, unterschied sich vom Vorgängertyp hauptsächlich durch die nun vorhandenen Mannschaftsräume für 28 Mann Besatzung, sowie den verbesserten und jetzt gepanzerten Steuerstand.
Zum Bau von MAL 25 bis 30 verwendete man bereits vorbereitetes Material, das von der Luftwaffe kam, nachdem der Bau von weiteren Fahrzeugen des Typs Siebelfähre 43 (Siebel Typ II, S-Fähre Serie V) eingestellt worden war.
12 dieser Boote kamen zur 4. Artillerieträgerflottille auf dem Peipussee, zwei zur Artillerie- und Flakkompanie Harderwijk in den Niederlanden und vier gingen an Finnland, wo sie später russische Beute wurden. MAL 27 bis 30 waren für die Umrüstung zu Donaumonitoren vorgesehen und sollten zu diesem Zweck in der Wasserlinie über eine Höhe von 1,1 m gepanzert werden.
Der vergrößerte Typ II war ein Gemeinschaftsentwurf des Heeres und der Kriegsmarine, der auf dem Typ Ia basierte und durch den „Sonderausschuss Schiffbau“ bearbeitet wurde. Auch dieser Leichter bestand aus 10 bahnverladbaren Sektionen von maximal 20,3 t Gewicht. Neun Pontons, die durch Bolzenkupplungen miteinander verbunden wurden, bildeten den Schiffsrumpf, während die zehnte Sektion das Deckhaus darstellte.
Außer diesem Normalfahrzeug konnten folgende Leichtertypen aus den vorgefertigten Rumpfteilen zusammengesetzt werden:
Zum Bau eines Standardleichters waren 35.000 Arbeitsstunden notwendig und es wurden 136,2 t Eisen, sowie 60 m³ Holz verbraucht.
Für MAL 37 bis 48 wurden die Bauaufträge am 07.04.1943 erteilt, aber nur noch teilweise fertig gestellt. Ursprünglich vorgesehen zur Versorgung der ägäischen Inseln, kamen die meisten Boote im Rahmen der 3. Transportflottille zum Einsatz. Teile von MAL 39 und MAL 40 wurden noch zum Bau der Pionierlandungsboote 43/I bzw. 43/II verwendet.
Der Bauauftrag für MAL 49 bis 72 erging am 05.06.1943 und MAL 73 bis 120 folgten am 03.03.1944. Nach der letzten bekannten Planung, die hier --> eingesehen werden kann, sollten sie alle bis zum Juli 1945 zur Ablieferung kommen, aber schon am 31.01.1945 wurde der Auftrag für alle Boote ab MAL 61 sistiert. 30 bis 40 dieser Boote waren noch für die 10. Landungsflottille in der Adria vorgesehen, andere für Flottillen in Norwegen und in der Ostsee.
Geplant war auch noch eine Minenleger-Ausführung mit zwei Minenschienen im Mittel- und Vorschiff für 35 Minen und einer gemeinsamer Wurfbühne achtern.
Die ebenfalls vorgesehene Sperrbrecher-Ausführung sollte anstelle der beiden 10,5 cm-Geschütze ein sogenanntes vereinfachtes Kreuzpolgerät (KPG) von etwa 70 t Gewicht erhalten. Das war ein geringfügig geändertes italienisches Gerät namens „Canona Antimagnetica“ (CAM), welches aus zwei kreuzartig über dem Oberdeck verlegten Eisenspulen bestand und zum Räumen von Magnetminen vom italienischen Professor Dr. G. M. Pestarine entwickelt worden war. Eine Verwendung dieses Sperrbrechertyps konnte aufgrund seiner eingeschränkten Seefähigkeit nur auf Flüssen und Seen erwogen werden.
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