- Marinekorps Flandern
Nachdem das Deutsche Reich im August 1914 durch die Besetzung Belgiens den Zangenangriff auf Frankreich vorangetrieben und mit dem Aufmarsch an der Küste des Ärmelkanals auch England in den Krieg gezogen hatte, entstand 1915 ein weiterer Kriegsschauplatz in Flandern. Marineinfanterie hatte an den Kämpfen in Belgien teilgenommen, ehe sie an der flandrischen Küste stationiert wurden. Die Abteilung "Minen- und Sperrwesen" des Marinekorps unterstand dem Befehlshaber Kapitän zur See Titus Türk.
Am 28. April 1915 wurde die Torpedobootsflottille Flandern in Dienst gestellt. Chef wurde am 16. Juni 1915 und blieb bis Kriegsende Kapitänleutnant Kurt Aßmann Nach einigen Wochen der Ausbildung übernahm sie Vorposten-, Aufklärungs- und Geleitdienste (zum Beispiel für die von Flandern aus gegen die britische Blockade eingesetzten U-Boote), musste aber auch Minen und Netzsperren aufnehmen, die von den Engländern ausgelegt wurden, um deutsche U-Boote am Auslaufen zu hindern. Die sogenannte Dover-Sperre bestand anfangs nur aus Minenfeldern, die zwischen Dover und der belgischen Küste ausgelegt wurden. Sie wurde ab Februar 1915 auf etwa 25 km Länge durch am Meeresgrund verankerte Stahlnetze in unterschiedlichen Tiefen verstärkt. Die Netzsperren erstreckten sich vom Südende der Goodwin Sands vorbei am Südende der Sandettie Bank bis zum Südwestende der Outer Ruytingen und zur Sandbank West Dyck. Diese Sperre wurde am 3. April 1915 vollendet und von den in Dover und Dünkirchen stationierten Schiffen der sogenannten "Dover Patrol" bewacht.
Gegen die Dover-Sperre wurden die A-Boote der Torpedobootsflottille zu nächtlicher Räumarbeit angesetzt, da nachts keine Bewachung bestand. Boote der "Zerstörer-Flottille Flandern" sicherten die Arbeiten. Allmählich gelang es, die Auslaufwege der U-Boote freizuräumen. 2 A-Boote ging durch Artilleriebeschuss des Gegners verloren (A6 am 1.5.15 und A15 am 23.8.15). Im Frühjahr 1916 stellte sich heraus, dass eine Passage der Sperren nun möglich war, und dass U-Boote den Ärmelkanal bei Nacht sogar aufgetaucht durchqueren konnten. Dennoch blieben Minensuch- und Räumarbeiten eine beständige Aufgabe, da die Engländer nicht müde wurden, die geräumten Felder wieder zu erneuern und weitere Sperrfelder anzulegen.
Am 1. April 1917 erfolgte die Aufstellung der Minensuch-Halbflottille Flandern (Kapitänleutnant Johannes Boldemann). Sie bestand Mitte Mai 1918 aus zwei Gruppen mit je sieben alten Torpedobooten unter dem Kommando von Kapitän zur See Willy Schladebach und der Bootsabteilung Flandern mit einer ungeklärten Anzahl von Fischerbooten, Schleppern, Barkassen und Motorbooten unter Leitung von Korvettenkapitän Julius Zedel. Im 2. Halbjahr 1917 legten die Engländer insgesamt 19 neue Sperrfelder mit 1155 Minen und ein U-Boot-Netz von 23 Seemeilen Länge aus. Die Royal Navy verlegte das neue Netz im November und Dezember 1917 in der Enge zwischen Folkestone und dem Cap Gris Nez. Der Einsatz neuer, verbesserter H2-Minen und stärkerer Suchscheinwerfer auf den patrouillierenden Schiffen zeigte dann Wirkung; bis Ende August 1918 fielen mindestens ein Dutzend deutsche U-Boote der Sperre zum Opfer. Für den Räumeinsatz wurden nunmehr auch A2-Boote hinzu gezogen (A27-31, 39-40, 42-50). Eine Hilfe waren auch Marineflugzeuge, mit denen man aus etwa 50 Meter Flughöhe bei ruhigem Wetter die Minenfelder gut erkennen konnte. Durch Minentreffer wurden 6 Boote beschädigt, 2 Boote gingen durch Minentreffer verloren (A50 am 17.11.1917 und A60 am 23.11.17).
Im Dezember 1917 verlegte zusätzlich die I. Minenräumdivision (Lt.z.S. von Lünen) mit A 15 und 12 F-Räumbooten aus der Ostsee nach Flandern. Im Jahr 1918 erhielt die T-Boot-Flottille Flandern auch die kampfkräftigeren A-II Boote. Die I. Minenräum-Division (ab Dezember Kapitänleutnant Walter Zürn) wurde auf die Beseitigung flachstehender Minenfelder angesetzt. Der Gegner konzentrierte seine Kräfte auf eine Blockade der deutschen Marinestützpunkte Ostende und Zeebrügge, konnte das Ziel aber nicht erreichen. Neue Minensperren wurden ausgelegt, auf ihnen sanken A10 am 7.2.1918 und A58 am 15.8.18. Gemischte Verbände aus Zerstörern und Schnellbooten griffen die Minenräumfahrzeuge an. Am 21.3.1918 wurde A7 und A19 durch gegnerische Zerstörer versenkt. Am 29. September 1918 entschloss sich die OHL zur Räumung der flandrischen Marinestützpunkte. Bis Anfang Oktober konnte etwa die Hälfte der Flandern-Boote nach Deutschland zurück verbracht werden. die nicht fahrbereiten großen T-Boote wurden vor Ort gesprengt. Die Minensuchhalbflottille verlegte mit den A-I Booten nach Antwerpen, wo die Boote selbstversenkt wurden oder zur Internierung nach Hellevoetsluis verholt wurden.