Die Geschichte von "The Belgian Shiplover"

verfasst von Florent Van Otterdyk

“Cher membre, Voici le premier bulletin mensuel. Examiner le,…”

“All my efforts to keep alive our dear BELGIAN NAUTICAL RESEARCH ASSOCIATION and THE BELGIAN SHIPLOVER have been to no avail.”…

Zwischen diesen beiden Sätzen liegt ein Vierteljahrhundert. In dieser kurzen Periode zwischen der Nummer eins von Oktober 1949 und der letzten Nummer 156, datiert IV-1975, erschienen in der Zeitschrift, die allgemein bekannt ist unter dem Akronym TBS, insgesamt 10548 Seiten an Informationen, darunter 745 Schiffslisten, aber auch sehr viele Artikel über die maritime Geschichte, die vorher noch nie publiziert worden waren.
Vielleicht ist es interessant, diese Zahlen in ihren Kontext zu setzen.
Die ganze TBS-Produktion bestand aus 10.660 Seiten. Davon sind 110 Seiten Reprints der ersten 10 Ausgaben (das Jahr 1950), gedruckt im Jahr 1963 mit einer zweiseitigen Einleitung.
Eigentlich sollte 1964 die Ausgaben aus 1951 erneut gedruckt werden, 1965 die aus 1952 usw., doch dazu ist es nicht mehr gekommen.
Meistens findet man 748 Schiffslisten. Das ist auch die Numerierung, mit der TBS publiziert worden ist, aber drei Listen sind nicht erschienen, obwohl die Listen jeweils eine Nummer bekamen.

Bild TBS

Auch muss man bedenken, daß die ganze Produktion schnell gewachsen ist von 10-12 Seiten im Jahr 1950 auf mehr als 60 Seiten am Ende des Jahre 1950 und 94-100 Seiten im Zeitraum 1960-1968.
Das Resultat war einzigartig. Ich kann nur wiederholen, was ich im Vorwort der letzten Ausgabe von TBS schrieb:
“The influence of the magazine upon the recent maritime history is immense. Through the organ of B.N.R.A., Mr. Scarceriaux has introduced a new type of fleetlist presentation which has been casually taken over, to become nowadays common. It has been taken over, in some modified way by other magazines as well as books. The mass of information restrained in a rigid form , has been recognized by many a shiplover , although not always accepted. But still, the Belgian Shiplover was not a novel, easy to read. It was never the intention to make “readable “ history. The main aim was to give shiplovers and researches of maritime subjects a wealth of basic information which could be used by them and/or extended in their books or publications. A view through contemporary literature gives a good idea of the number of books which made use of the pieces of information published in the T.B.S. This alone is a tribute to the value of the magazine and the spirit of Mr. Scarceriaux.“

Der Inhalt dieses Vorwortes gilt noch immer. Das Ziel des Vereins findet man im ersten Satz der Statuten, die jedes potentielle Mitglied bekam:
(BNRA is) the international Association for advanced shiplovers; (grouping) the principal shiplovers, collectionners, etc. in the world and establishes solid connection between them based on common researches in the immense field of the individual history of ships, of shipping companies, of Naviers…

Das alles war die Realisation nur eines Mannes : Paul Scarceriaux.
Angefangen als Verein mit dem Ziel, die Belgische Schifffahrtsgeschichte besser bekannt zu machen und nicht verloren gehen zu lassen, verstand Herr Scarceriaux bald die Notwendigkeit, den Horizont zu erweiteren. Dieses konnte er realisieren durch die vielen Freunde und Kontakte im schiffahrtshistorischen Bereich, die er sich im Laufe der Zeit durch das Sammeln von Informationen für Artikel gemacht hatte, die er seit Anfang der dreißiger Jahre für die maritime Zeitschrift “Wandelaer et Sur L’eau” (WSL) schrieb.

Bild Paul Scarceriaux

Geboren am 19. Oktober 1903 in Antwerpen war Paul Scarceriaux schon früh, wie die meisten von uns Schiffsenthusiasten, begeistert von Schiffen und dem Meer sowie interessiert am Ersten Weltkrieg. Für letzteres kann man Verständnis aufbringen wenn man weiß, dass er seinen Vater durch Kriegshandlungen im Oktober 1914 verloren hatte.
Die Faszination für die Schiffahrt ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß er in der Gegend des Kanals von Rupel/Schelde nach Brüssel wohnte.
Mit seinem Bruder Willy machte er viele Ausflüge. Immer waren “Wasser” und “Schiffe” das Ziel. Nach seinem Studium, das er 1925 abschloss, arbeitete er bei Bell Telephone und später bei der belgischen Reederei Cie. Maritime Belge.
Aber schon sehr früh fing er an, Artikel zu schreiben. Im Jahr 1930 hat er vom damaligen belgischen Minister für Transport die Genehmigung bekommen, Dokumente über die belgischen Handelsschiffe im Ersten Weltkrieg einzusehen. Die Beiträge - meistens in “Wandelaer & Sur L’eau”, aber auch in andere Publikationen – hatten viel Erfolg, weil sie eine sehr hohe Qualität hatten.
Paul Scarceraiux, der inzwischen auch Mitglied der belgischen Marine-Akademie geworden war, blieb Mitarbeiter des WSL bis in die fünfziger Jahre und schrieb zuletzt über die Geschichte der belgischen Handelsschiffe im Zweitem Weltkrieg.
Diese Mitarbeit beendete er jedoch, als die Arbeit für die BNRA immer mehr Zeit in Anspruch nahm.

Der Belgian Nautical Research Association wurde offiziell als die “Association de Shiplovers belges” ( Verein belgischer Schiffsenthusiasten) am Samstag, den 8. Oktober 1949, also kurz vor dem 46. Geburtstag von Paul Scarceriaux, gegründet.
Die Einladung zu dieser “Gründerversammlung” wurde am 12. August 1949 an Bekannte abgeschickt. War das Ziel anfangs, um – kurz zusammengefasst - den belgischen Interessierten an Schiffahrtsgeschichte eine Möglichkeit zu bieten, mittels freundlicher Kontakte Informationen, Bilder und Bücher zu finden und zu sammeln, so hat es aber nicht lange gedauert, bis die Kontakte auf internationale Ebene ausgebreitet wurden.
In den ersten Jahren des Vereins war die Aufmerksamkeit auf die belgische Marinegeschichte gerichtet, aber auch das änderte sich schnell. Diese “Internationalisierung” des Inhaltes der Zeitschrift verlief parallel mit dem Erweitern der Mitgliederliste. Schon Anfang der fünziger Jahre interessierte sich mancher nicht-Belgier für BNRA, obwohl erst ab der zweiten Hälfte der sechsiger Jahre die Mehrheit von nicht-belgischen Mitgliedern gezahlt wurde.
Um die Kontakte zwischen den Interessierten zu intensivieren, wurde kurz nach der Gründung beschlossen, die “Blätter” (feuillets), die zwischen einer Gruppe belgischer Schiffsliebhaber die Runde machte, gegen eine Zeitschrift (Bulletin) auszutauschen. Die erste Nummer mit drei Seiten erschien im Dezember 1949. Fast 27 Jahre später erschien die letzte Nummer, 156 mit 130 Seiten. Der TBS Nummer 1 erreichte 21 Mitglieder; die letzte Ausgabe wurde an fast 300 Leute verschickt.

Während ihres Bestehens hatte BNRA grob geschätzt ca. 900 Mitglieder in mehr als 40 Ländern. Er ist fast unmöglich, die genaue Zahl zu kennen, weil Paul Scarceriaux die Nummern von Mitgliedern, die den Verein aus welchen Gründen auch immer verlassen hatten (kein Interesse mehr, Tod etc.), wieder an neue Mitglieder vergab. Einige Mitglieder haben auch eine andere Mitgliednummer bekommen und die freigewordene Nummer wurde einem neuen Mitglied zugeteilt. Deshalb sind bestimmte Nummern zwei- oder sogar drei Mal vergeben worden.
Der Höhepunt der Mitgliedschaft ist am Ende der sechziger Jahre erreicht worden. Damals zählte der Verein rund 500 Bezieher. Dies kann nachvollzogen werden mit Hilfe der Liste der versendeten “Bulletins”.
Die Leitung des Vereins war eine immense Arbeit, die fast allein von Paul Scarceriaux geleistet wurde. Die Energie, die dafür notwendig war, ist unglaublich. Denn ausser der Produktion der Zeitschrift war auch noch die Korrepondenz mit hunderten von Mitgliedern und Interessierten im In- und Ausland zu führen. Weiterhin musste die Administration und Buchhaltung geführt werden, und das alles in einer Zeit, als von Computern noch keine Rede war. Fast alle Ferienzeiten wurden in den Verein investiert. Von einer Ferienwohnung in Nieuwpoort aus – mit Blick auf das Meer und die Schiffe - wurde die Korrespondenz abgewickelt und die Publikation des “nächsten” TBS vorbereitet.
Dabei muss man auch bedenken, dass der “Chairman” noch beruflich aktiv war. Trotz allem und Dank seiner grossen Persönlichkeit und dem Streben nach dem Perfekten ist es Paul Scarceriaux gelungen, eine Art “Band of Brothers” zusammenzustellen, die eine Pionierarbeit in der Schiffahrtgeschichte geleistet hat.

Wie der bekannte Autor Arnold Kludas es im Artikel “But always good Bulletins” in der Ausgabe 22 von 1999 des Deutschen Schiffahrtsarchives (Seiten 59 bis 78) geschrieben hat:
“… It was mainly thanks to Paul Scarceraiux that the BNRA became the most efficient international association of amateur historians ever known in the field; Without exaggeration the contents of the 156 published volumes of the BNRA journal – The Belgian Shiplover – may be regarded as one of the most important reference Works to have appeared in the literature on warships and trading ships until the present day…He also successfully owersaw the second more difficult phase, which was ro motivate as many members as possible to contribute to the TBS….”

Bild Paul Scarceriaux

Noch immer werden Schifflisten, die in TBS publiziert wurden, konsultiert, auch von “professionellen” Historikern, und man kann die TBS-Ausgaben in einer ganzen Menge von Bibliotheken finden. Manche Schiffshistoriker sind noch auf der Suche nach alten Nummern. Für Paul Scarceriaux war die BNRA eine Art “Altruismus” für Schiffahrtsinteressierte. Mit dem Verein hat er kein Geld verdient, im Gegenteil.
Weil Paul Scarceriaux viele Autoren inspiriert hat, brauchte die Organization der BNRA soviel Energie, dass seine eigene Sammlung darunter litt und er auch das Schreiben von Artikeln aufgegeben hatte.
Ausser der Publikation der Zeitschrift leistete der Verein noch verschiedene andere Dienste. Diese Dienste gab er in die Hände guter Mitarbeiter. Der erste solcher Dienste war der “exchange and Identification Service”. Dieser wurde schon von Beginn an für die Mitglieder angeboten. Am Anfang wurden auch Ausschnitte von Bildern aus Zeitschriften angeboten, und das ganze später auf Negative ausgeweitet. Am Ende wurden in diesem Dienst nur noch Postkarten und Fotos angeboten.
Solange dieser “Austausch” lokal in Belgien stattfand, war das Angebot auf Handels- und Marineschiffe zusammengefasst. Mit der Internationalisierung wurde der Dienst geteilt. Jahrelang war Serlez de Meurs “Direktor” des Marine-Fototausch-Dienstes und Ideler aus Holland war verantwortlich für den Austausch und die Identifikation von Handelsschiffen. Später, als die Dienste nach Deutschland transferiert wurden, wurden sie beide wieder vereinigt. Direktor des Dienste war erst Hansgeorg Jentschura, später dann Dr. Dieter Jung. Dieses Angebot wurde nach Ende des BNRA’s weiter fortgesetzt.

Ein weiterer Dienst war der “Periodicals Circulation Service”. Dabei konnten Mitglieder bis zu 28 verschiedene maritime Zeitschriften lesen. Dieser Dienst hat jedoch leider nicht viel Erfolg gehabt, weil verschiedene dieser Zeitschriften “verschwanden” oder es zu lange dauerte, bis ein eingeschriebenes Mitglied eine bestimmte Zeitschrift zu lesen bekam.
Ein vierter Dienst, den Paul Scarceriaux selber leitete, war die Möglichkeit, Schiffsregister anzukaufen oder zum Verkauf oder Tausch anzubieten.
Jedes interessierte Mitglied bekam ein Formular, womit es seine Sammlung an Büchern und Registern melden konnte. Das Ziel war im Geiste des Vereins, nämlich den Mitgliedern die Möglichkeit zu bieten, Informationen bei und von anderen Mitgliedern zu bekommen, wenn man keine Möglichkeit hatte, die Informationen selber in ein einem Archiv, einer Bibliothek oder oder einem Dokumentationszentrum nachzuprüfen. Wenn bekannt war, wer welche Register besaß, konnte man dieses Mitglied fragen und bitten, etwas darin zu recherchieren. Ein revolutionärer Gedanke in der “Vor-Computerzeit”!

Wie bereits gesagt war Paul Scarceriaux der Dreh- und Angelpunkt der BNRA. Bis zum Ende.
Der TBS 150 war gerade publiziert, als Paul Scarceriaux in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Von seinem Krankenbett aus dirigierte er noch weiter die BNRA und gab Instruktionen für die Nummer 151. Leider hat er die Publikation dieser Ausgabe nicht mehr erlebt. Am 17. März 1975 starb er, und mit ihm letztlich auch BNRA. Seine Frau hat, mit der Hilfe des guten Freundes de Saint-Hubert und anderen, noch versucht die Arbeit weiter zu machen. Es wurden noch fünf Ausgaben herausgegeben, aber mit der Nummer 156 wurde diese Anstrengung aufgegeben.
Man musste erkennen, daß mit dem Wegfallen der Persönlichkeit des energischen Paul Scarceriaux auch das Tuch über BNRA gefallen war.
Paul Scarceriaux war BNRA und BNRA war Paul Scarceriaux.

Weil schon sehr bald klar wurde, das es schwer sein würde die BNRA von anderen Personen fortzusetzen, wurde u.a. versucht den Titel zu verkaufen und auf diese Weise der Initiative weiteres Leben zu geben. Initial gab es Interesse aus Deutschland, aber die Verhandlungen scheiterten. Auch aus England war Interesse vorhanden. Aber diese Verhandlungen konnten nicht beendet werden, da kurz nach der Publikation des TBS 156 auch Frau Yvonne Scarceriaux Ende September 1976, anderhalb Jahr nach ihrem Gemahl, verstarb.
Auch haben Freunde Scarceraiux’ versucht, den Verein fortzusetzen. Der Gedanke war, eine “Foundation Paul Scarceriaux” zu gründen. Die juristische Struktur war fertig, falls die Verhandlungen mit dem englischen Herausgeber scheitern sollten. Aber mit dem Tod von Frau Scarceriaux war diese Lösung nicht zu halten ohne die Genehmigung der Erben. Als diese sich realisierte, war es zu spät.

So bleibt leider nur die Erinnerung an einen Pionier und sein Werk.


Eine persönliche Anmerkung von Florent Van Otterdyk

Es war ein Vorrecht, als junger Mann Herrn Paul Scarceriaux begegnet zu sein. Wenige junge Schiffahrtsinteressierte haben das Glück, einen so begeisterten Amateur-Historiker kennen zu lernen und in Forschungsarbeit eingeweiht zu werden. Es war nicht immer leicht für einen jungen Mann, die erwartete Disziplin und immer möglichst genaue Arbeiten zu bringen, alle Informationen genau nachzuprüfen, wenn nötig zwei- oder dreimal, bis die Information eine 100-prozentige Klarheit hatten.
In den Jahre, in denen ich das Privileg hatte mit Paul Scarceriaux zusammen zu arbeiten, mitzuhelfen an der Administration der “Belgian Nautical Research Association” und den “The Belgian Shiplover” zusammen zu stellen, war eine Lehrschule die mich für immer geprägt hat. Es war gleichzeitig auch die Gelegenheit, nähere Bekanntschaft zu machen mit begeisterten Marinehistorikern, die zum Kreis Paul Scarceriaux’ gehörten.
Er gehört zu diesen Personen, die Geschichte gemacht und dem Sammeln von Daten eine neue Dimension gegeben haben. Damals war das Pionierarbeit. Dafür verdient Paul Scarceriaux Anerkennung.
Das Historische MarineArchiv kann stolz sein auf die Initiative, der Erbschaft von BNRA ein Platz zu geben.


Eine persönliche Anmerkung von Theodor Dorgeist

Natürlich kann ich Flors Ausführungen nur zustimmen und bedauere es immer noch, dass die Bemühungen von Dr. Jung und Peter Tamm, dieses Werk nach Bremerhaven zu holen, am nicht vorhandenen maritimen Bewusstsein seiner Nachfolger (die Frau war auch bald gestorben und Kinder gab es nicht) gescheitert sind.
Durch Pauls nette und väterliche Art gegenüber jungen Marineliebhabern werden meine Zeilen in dieser Richtung sicherlich ausführlicher werden als zum bereits oben beschriebenen Werk, dem TBS.

Im Alter von ca. 22 Jahren bestellte ich mir damals erstmals den “The Belgian Shiplover” und war begeistert von dem dort gebrachen Mix aus Reedereilisten, Neubaulisten, Verlusten einzelner Kriege und vielen maritimen Themen Land ein, Land aus. Durch die vielen Beiträge aus aller Welt lernte man damals weltweit schon viele Shiplover kennen, von welchen heute noch etliche leben, größtenteils aber nicht mehr unter uns sind.
Nach ca. zwei Jahren nahm ich eine Einladung von Paul und Yvonne nach Brüssel an. Natürlich war diese Reise für junge Menschen (französische Freundin, Sportwagen und doch verglichen mit heutigen Zeiten gutes Einkommen) mit Unterkunft in einen feinen Schloßhotel vor Brüssel auch so ein lebenslang in Erinnerung bleibendes Erlebnis.
Bei Paul erwarteten mich dann zwei riesige Räume voller Bücher, Schiffsregister, Arbeiten von Mitgliedern und vor allen Dingen ein großer Aktenschrank mit vielen Hundert Fotos fast Din A4-großer Aufnahmen der Landungsunternehmen-Übungen für "Seelöwe" (leider später in einem Archiv in Brüssel "verschollen").
Schon beim ersten Urlaub in Brüssel erlebten wir einen Generalstreik - eine Sache die ich niemals mehr erlebt habe. Paul telefonierte mit Flor in Antwerpen und schon wurden wir mit Fremdenführer zum Zentralbahnhof gefahren, wo ausländischen Besucher essen und trinken konnten.
Die Idee, uns am Folgetag von Flor in sein Elternhaus in Antwerpen einzuladen, wurde wohl von seinen Eltern nicht so toll aufgenommen, waren doch etliche Lebensmittel usw. knapp geworden. So lernte ich Flor kennen und einige Nächte im Brüsseler Nachtleben führten natürlich neben unserem gemeinsamen Hobby zu einer lebenslangen Freundschaft.
Gleiches war dann bei etlichen belgischen Freunden der Fall, vom Diplomaten bis zum alten Marineoffizier der Zarenzeit. Durch Vermittlung von Paul bekam ich dann Kontakt zu den vielen Schreibern (wer einmal genau die Verfassernamen durchsieht, kann sehen wie viele nach und nach hier im HMA gelandet sind).

Karteikarte

Paul ermutigte mich, für den TBS meine fast fertige Verlustliste der polnischen Kriegs- und Hilfsschiffe zu schreiben, welche er dann in Englisch brachte. Er selber machte dann eine große Verlustliste der US-Schiffe und danach sollte eine riesige Arbeit über alle Schiffsverluste 1939 bis 1945 kommen.
Anbei stelle ich einmal ein Beispiel von Pauls großem Einsatz bei diesen Listen. Ich schrieb Karten mit Typ, Namen, Größe, Reederei und Verlust und er hat dann ganz genaue Lebensläufe, für welche er Register für Register auf seinen Tisch in Brüssel legte, zu jedem Schiff angefertigt.
Für die ersten Daten besorgte er kurz aus London direkt von Lloyds schöne revidierte Register für die Jahre 1938 bis 1941 für den Preis von knapp 50 DM (Portopreis!).
Da Paul zu früh starb ist es nicht mehr zur Veröffentlichung des schon fertigen Jahres 1939 gekommen.

Paul hat sein Leben lang über alle Grenzen hinweg zusammen gearbeitet und ich erinnere mich noch, wie er erzählte wie tödlich er sich erschrocken hat, als Mitte 1944 (er war im belgischen Widerstand) ein höherer SS-Offizier bei ihn Sturm schellte und dann von einem Freund (oder Erich Gröner selber) etliche Zeichnungen und alte Bücher überbrachte, welche dieser in Wien für ihn erhalten hatte als klar wurde, das der Mann nach Brüssel versetzt wurde.
Schon 1948 wurden mit westdeutschen Schiffahrtsfreunden die erst Kontakte geknüpft und es ging international immer freundlich weiter.
Neben STRANDGUT kann man das Forum Marinearchiv bzw. besonders das HMA auf jeden Fall etwas mit “Belgian Nautical Research Association” bzw. “The Belgian Shiplover” vergleichen. Damals blieben Streitigkeiten aus politischen Gründen ganz unter dem Tisch bzw. ist ja eine im Internet geführte heiße Diskussion mit Entgleisungen in der damaligen Zeit mit den langen Postwegen, Herrichtung für die Druckerei usw. nicht so einfach gewesen.

Soweit nun meine Zeilen zum TBS - eine schöne und interessante Zeit, die viel Wissen und Freunde gebracht hat.


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