Chronik des Seekrieges
Miszellen
11.– 12.12.1944
Ostsee
Die 6. Z-Flottille (Kpt.z.S. Kothe †) führt mit Z 35, Z 36, Z 43, T 23 und T 28 vor Reval die offensive Minenunternehmung »Nil« durch. Wegen des sehr schlechten Wetters sind die für die Unternehmung wichtigen genauen Standortbestimmungen auf dem Marsch nicht möglich, Kothe bricht die Unternehmung dennoch nicht ab. Beim Endanlauf zum Minenwurf geraten Z 35 (KKpt. Bätge †) und Z 36 (KKpt. Frhr. von Hausen †) auf andere dt. Minen und sinken nordöstlich von Reval. Mehr als 630 Besatzungsangehörige sterben. Sowjetische Schnellboote bergen einige Überlebende von Z 35. Von den anderen deutschen Schiffen werden keine Minen geworfen.
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Juhani Lievonen <Finnland> schreibt :
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Gescheitertes Minenunternehmen »Nil«
Die als »Nashorn« bezeichnete Sperre heißt in Wirklichkeit »Nilhorn II«

Nach Meldung der "Deutsche Dienststelle" (WASt) sind zusammen 87 Seeleute der beiden Zerstörern gerettet worden und zwar 52 von Z 35 und 35 von Z 36. In den finnischen Schären wurden 67 Leute in Rettungsflößen angetrieben. Sie wurden von den Finnen gefangen genommen und am nächsten Tag an die Russen übergeben. Über die Geretteten gibt es in finnischen Archiven Auskunft. Wie die 20 anderen Seeleute gerettet worden sind, habe ich nicht recherchieren können. Angeblich sind sie von den Russen im Porkkala-Gebiet (das bis 1956 an die Sowiet-Union verpachtet war) gerettet worden. 201 Seeleute der beiden Zerstörer, unter ihnen Kapitän zur See Kothe, ruhen auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Honkanummi, Vantaa.

Was die Anzahl der Toten betrifft ist der Zahl 630 wahrscheinlich zu hoch. Die "Deutsche Dienststelle" meldete mir, dass vom Zerstörer Z 35 262 Gefallene oder Vermisste zu beklagen waren und vom Z 36 278. Zusammen also 540. Dazu kommt noch der Flottillenstab, von dessen Größe ich keine genaue Angaben habe. Ich weiss nur, dass außer dem Flottillenchef auch der Adjutant Lt.z.S.Geiger und Flottilleningenieur KKpt. (Ing) Meissner beim Untergang von Z 35 gefallen sind. Der Anzahl des Flottillenstabes kann nicht sehr groß gewesen sein, so dass zusammen rund 550 Seeleute beim Untergang der Zerstörer den Tod gefunden haben dürften. Wiederholt wird in der Literatur behauptet, dass keine oder nur wenige Seeleute bei diesem Unglück gerettet worden seien.

Ein anderer Fehler stammt aus Mike Whitleys Artikel (in der Marine-Rundschau). In dem Plan ist die Sperre "Nashorn" falsch eingezeichnet. Diese Sperre lag weiter östlich zwischen Reval und Helsinki. Die Sperre, auf die die Zerstörer geraten sind, hieß"Nilhorn II"; sie wurde von den Minenlegern Brummer und Linz zusammen mit einigen anderen Booten am 21.9.1944 ausgelegt. Aus irgendeinem Grund kommen immer wieder falsche Angaben in Literatur vor, obwohl die richtigen Angaben in der Aktensammlung "Nil" im BA/MA in Freiburg wie auch im finnischen Kriegarchiv zu finden sind. Ich hoffe, dass die Angaben zu dieser Tragödie in der "Chronik" korrigiert werden. Für weiteren Angaben in dieser Sache stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen, Juhani Lievonen

Karte aus : Michael Whitley
Literatur:

Zum Ende von Z 35 und Z 36:
Tragödie im finnischen Meerbusen / Dokumentation von Udo Kraft
Sina Edition: Jever 2011

Aus dem Vorwort: "Das Wissen um die wirkliche Lage der Minensperre sowie der viel zu weit nach Norden versetzte Standort der Flottille bei Anmarsch ins Operationsgebiet ist den Kommandanten der beteiligten Schiffe viel zu spät bewusst geworden. Ein unnötiger Befehl kostete 600 Soldaten der Kriegsmarine das Leben. Offenbar standen die Kommandanten der nicht beteiligten Schiffe unter dem direkten Eindruck der Explosion, so dass keine Rettungsmaßnahmen unternommen wurden". udo.kraft (at) ewetel.net