Chronik des Seekrieges
Miszellen

8.– 12.9.1943
Italien / Mittelmeer

General Eisenhower gibt in Algier den Abschluss eines Waffenstillstandes mit Italien bekannt. Daraufhin besetzen dtsch. Truppen Italien und es laufen vorbereitete dt. Maßnahmen (Fall »Achse«) zur weitgehenden Entwaffnung der ital. Streitkräfte an. Entsprechend den Waffenstillstandsbedingungen läuft die ital. Flotte (Adm. Bergamini †) von La Spezia aus. (...) Von der dt. Luftaufklärung erfasst, wird der Verband am 9.9. nachmittags westlich der Straße von San Bonifacio mit Gleitbomben FX 1400 angegriffen. Oblt. Schmetz erzielt einen Volltreffer auf der Roma, die daraufhin sinkt (1200 Tote). (...) Die restliche Flotte läuft unter Führung von Div.Adm. Oliva nach Malta und wird am 10.9. von den brit. Schlachtschiffen Warspite, Valiant und 7 Zerstörern aufgenommen.

Marco Picone Chiodo, Historiker, schreibt:

Es ist nicht wahr, dass die Königlich-Italienische Marine am 9. September 1943 bereit war, Malta zu erreichen. Das ist ein Märchen. Admiral Carlo Bergamini wollte nicht nach Malta, auch wenn die Flotte nicht gerade ausgeliefert wurde, da alle Schiffe die italienische Flagge behielten. Er wollte trotzdem nicht und als das Schlachtschiff ,Roma" versenkt wurde, navigierte die Flotte in Richtung Spanien. Noch schärfer war in Tarent die Reaktion von Vizeadmiral Giovanni Galati: er schlug vor, die Kapitulation voll zu ignorieren und die Briten anzugreifen. Deswegen wurde er von seinen Vorgesetzten schließlich verhaftet.

Auf dem Schlachtschiff Giulio Cesare kam es zu Meutereien und ebenso auch auf anderen Schiffen. Nein, die Flotte war nicht "kapitulationsfreudig". Ebenso das Heer: 180.000 Soldaten lehnten die Kapitulation einfach ab. Am 30. Oktober griffen 700 Soldaten bei Mondragone die Alliierten an! Auch die Luftwaffe: am 3. Januar 1944 mussten US-Bomber auf dem Weg nach Turin ihre Rechnungen mit italienischen Jagdflugzeugen machen. Fakten, die die traditionelle Geschichtsschreibung ignoriert.

In der Tat spricht man über Italien im 2. Weltkrieg sehr wenig und wenn, dann oft abfällig. Das Buch "U-Boote gegen England" von Mallman.-Showell ist ein Beispiel dafür. Ein anderes Beispiel wäre "Die Seeschlachten im Zweiten Weltkrieg" von Geoffrey Bennett. Natürlich hat "Supermarina" ihre Fehler begangen, die man ruhig anprangern darf, aber man sollte die vielen Offiziere und Matrosen, die ihr Leben geopfert haben, schon respektieren. Das tun Bücher wie " La guerra naval en el mediterráneo (1940-1943)" des Spaniers Luis de la Sierra und "The Italian Navy in World War II" des Amerikaners James J. Sadkovich.

In Ihren Quellen finde ich das Buch von Kommandeur Sergio Nesi nicht: "Decima Flottiglia nostra" (Milano, MURSIA - 1986/87). Er hat darin die Handlungen der italien. Marine nach der königlichen Kapitulation geschildert. In seinem Buch liest man von Ereignissen, die in der Chronik einfach fehlen: zum Beispiel die Kämpfe der Schnellboote der RSI. Ich würde mich freuen, wenn in diesem Sinne die Chronik verbessert würde.

Ein weiteres Thema wäre die Sabotage hinter den Kulissen. Über dieses Thema ist 2002 das Buch "La flotta tradita" (= Die verratene Flotte) von Carlo de Risio und Roberto Fabiani erschienen. Comandante Aldo Fraccaroli (Kriegsteilnehmer) hat immer behauptet, dass gravierende Fehler der Admirale stattfanden (...), doch die Existenz einer absichtlichen Sabotage hat er bestritten. .

Vielen Dank für die Anregung!

In Zusammenarbeit mit Marco Chiodo wurde inzwischen eine Seite mit Informationen über die Seestreitkräfte der Sozialrepublik Italien (RSI), über Bestand, Einsätze und Verluste der »Marina Nazionale Repubblicana« (MNR) gestaltet. Für weitere Informationen sind wir dankbar.